Koalitionskrise in Österreich
Regierungsbildung zwischen FPÖ und ÖVP droht zu scheitern

Die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP in Österreich stehen vor dem Scheitern. Streitpunkt ist die Verteilung der Ministerien, insbesondere das Innenressort. Beide Parteien werfen sich gegenseitig Blockade vor.
Publiziert: 12.02.2025 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2025 um 14:35 Uhr
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Die Koalitionsverhandlungen zwischen rechter FPÖ und konservativer ÖVP in Österreich stehen möglicherweise vor dem Aus.
Foto: imago/photonews.at

Auf einen Blick

  • Koalitionsverhandlungen in Österreich vor dem Aus. FPÖ lehnt ÖVP-Kompromissvorschlag ab
  • Streit um Innenministerium: FPÖ und ÖVP beanspruchen es für sich
  • FPÖ-Unterstützung wuchs von knapp 29 Prozent bei Parlamentswahl auf etwa 34 Prozent in Umfragen
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Die schwierigen Koalitionsverhandlungen zwischen rechter FPÖ und konservativer ÖVP in Österreich stehen möglicherweise vor dem Aus. Die Rechtspopulisten lehnten einen Kompromissvorschlag zur Verteilung der Ministerien ab und machten die Konservativen für die Blockade der Gespräche verantwortlich.

Am Dienstag hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen (81) rasche Klarheit gefordert, ob die Regierungsgespräche abgebrochen oder fortgesetzt werden. Die Parteien sind auch in Grundsatzfragen kaum vorangekommen und der Ton in den öffentlichen Stellungnahmen beider Seiten hat sich zuletzt verschärft.

Streit um Innenministerium

Beide Parteien beanspruchen das Innenministerium für sich. Zuletzt schlug die ÖVP, mit Partei-Chef Christian Stocker (64), vor, die Themen Migration und Asyl in ein eigenes FPÖ-geführtes Ministerium auszulagern. Doch dies wiesen die Rechten zurück. Im Innenministerium seien die «Kernkompetenzen» seiner Partei in den Bereichen Sicherheit und Asyl angesiedelt, argumentierte der FPÖ-Chef Herbert Kickl (56) in sozialen Medien. Die Rechtspopulisten haben der ÖVP im Gegenzug wichtige Agenden wie Aussenpolitik, Wirtschaft, Infrastruktur und Verteidigung angeboten.

Kickl strebt nach dem Wahlsieg seiner Partei im Herbst ins Kanzleramt. Er hatte in der vorigen Koalition mit der ÖVP von 2017 bis 2019 das Innenministerium geführt. In diese Zeit fiel eine Polizeirazzia im Verfassungsschutz. Befreundete ausländische Geheimdienste stuften daraufhin ihre Kooperation mit Österreich zurück. Im jüngsten Vorschlag der FPÖ würde der Verfassungsschutz im Innenministerium einem ÖVP-Staatssekretariat unterstehen.

Gegenseitige Vorwürfe

Kickl warf den Konservativen in einer Videobotschaft vor, dass sie Gespräche über politische Inhalte verweigerten, solange die Ressort-Zuständigkeiten ungeklärt seien. «Das ist die Wahrheit. Wer etwas anderes behauptet, der versucht, die österreichische Bevölkerung hinters Licht zu führen», sagte er.

ÖVP-Generalsekretär Alexander Pröll (34) kritisierte hingegen, dass die FPÖ noch immer nicht auf einen Vorschlag der ÖVP reagiert habe, in dem unter anderem ein Bekenntnis zur Europäischen Union und gegen ausländische Einflussnahme gefordert wurde.

Mit Kickl sei kein «kein Staat zu machen»

Der Vorarlberger Landeschef Markus Wallner (ÖVP) fand noch schärfere Worte. Kickl sei «im Machtrausch gefangen, statt tragfähige inhaltliche und kompetenztechnische Kompromisse zu schliessen». Sollte sich Kickl nicht bewegen, sei «mit ihm kein Staat zu machen».

Sollten die Koalitionsverhandlungen platzen, stehen eine Übergangsregierung und Neuwahlen als Szenarien im Raum. Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass die FPÖ bei einem neuen Urnengang noch deutlicher siegen würde als bei der Parlamentswahl im September. Damals gewann sie mit knapp 29 Prozent. Zuletzt wuchs die Unterstützung für die Rechten auf etwa 34 Prozent.

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