Saufexzesse, Schlägereien und jüngst sogar eine Messerstecherei: Die Partynächte an Mallorcas Playa de Palma im Süden der Baleareninsel laufen regelmässig aus dem Ruder. Ein neues Dekret soll die zunehmend eskalierende Situation jetzt eindämmen: Pöbelnden Partygängern könnte in Zukunft sogar ein Insel-Verbot auferlegt werden.
Seit diesem Jahr ist auf den Balearen eine neue Regierung an der Macht, die einen härtere Politik gegen pöbelnde Touristen fährt. Der neue Tourismus-Minister Jaume Bauzà (51) will dem unzivilisierten Verhalten mancher Gäste endgültig den Garaus machen, wie spanische Medien berichten.
Aktuell bestehen zwar sogenannte «Benimm-Regeln» für Touristen und ein «Dekret gegen den Exzess-Tourismus», laut Bauzà sei dieses Paket aber gescheitert. Bis jetzt mussten Gäste beim Einchecken in den Hotels an der Playa de Palma Verhaltensregeln unterschreiben. Mit der Unterschrift bestätigten sie, nicht auf offener Strasse zu trinken und sich an die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu halten. Hinzu kommen Weisungen für Restaurantbesitzer und Bars, die unter anderem Alkoholwerbung und Rabattaktionen wie «Flatrate-Saufen» verbieten. Hält man sich nicht daran, drohen Bussen.
Mallorca will gesunden Pegel erreichen
Laut Bauzà seien diese Regeln jedoch ein Misserfolg. Deshalb schmiedet er jetzt ein neues, wirkungsvolleres Gesetz. Das Ziel: Neu sollen Touristen, die sich komplett daneben benehmen, mit noch höheren Strafen rechnen müssen. Dabei werde sogar eine «schwarze Liste» für Besucher diskutiert. Die Verschärfungen sollen jedoch nicht nur am Ballermann eingeführt werden, sondern für die ganze Insel gelten.
In Deliktfällen sollen Touristen künftig ihres Hotels verwiesen werden können. Im Wiederholungsfall könne sogar ein Insel-Verbot drohen – zur Not lebenslang, betonte Bauzà vor dem Balearen-Parlament.
Insbesondere den exzessiven Alkoholkonsum und Kontrollverlust sowie das «Balconing»-Phänomen wolle man ausrotten. Bei Letzterem handelt es sich um einen Trend, bei dem zumeist betrunkene Touristen von Balkon zu Balkon springen. Dieses Jahr ereigneten sich auf Mallorca deswegen vermehrt schwere Unfälle.
Briten können leichter mit Insel-Verbot bestraft werden
Beim Ministerium heisst es, dass diese Regelungen gegenüber britischen Touristen leichter umsetzbar sind. Denn: Da Grossbritannien nicht mehr zur Europäischen Union gehört, wird die Personenfreizügigkeit nicht tangiert. Das Gesetz sei aber erst in der Entstehung. Langfristig sollen aber auch EU-Bürger zur Rechenschaft gezogen werden können.
Die grösste Baleareninsel versucht schon seit Jahren, von dem Image wegzukommen, das ihr ein wenige Kilometer langer Strandabschnitt beschert, und will auf nachhaltigen Tourismus setzen. Aus der Insel mit wunderschöner Natur soll wieder ein Ferienparadies werden, wo hohe Qualität im Vordergrund steht. Das neue Gesetz soll noch vor der Sommersaison 2024 verabschiedet werden. (ene)