Trump versucht noch gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Nordkoreas jüngster Raketentest am Donnerstag – der zweite in fünf Tagen – sei «kein Vertrauensbruch», sagte der US-Präsident in einem Interview mit Politico. «Das waren Kurzstreckenraketen und sehr normales Zeug. Sehr normal.»
Dabei waren es Nordkoreas erste Raketentests seit dem Moratorium von 2017, das den Weg für die beiden Gipfel zwischen Kim und Trump ebnete. Laut Nordkoreas Propaganda-Agentur KCNA überwachte Kim die «Angriffsübungen» höchstpersönlich.
Eben hatte Trump seinen neuen «Freund» nicht genug rühmen können. In Singapur letztes Jahr lächelte Kim noch breit. In Hanoi diesen Februar blickte er gelangweilt, ja mürrisch. Dann stand Trump vom Tisch auf und liess Kim stehen. Kim verlange zu viel, so Trump.
Beide provozieren
Jetzt provozieren die beiden einander wieder. Die USA beschlagnahmten diese Woche Nordkoreas zweitgrössten Frachter «Wise Honest», der Kohle und schwere Maschinen nach Nordkorea geliefert haben soll. Verletzung der UN-Sanktionen, so Washington.
Und Kim zündet wieder Raketen. Wieder und wieder hatte Nordkorea den Amerikanern zu verstehen gegeben, dass ein Deal nicht einseitig sein kann. Dass auch Amerika zu geben hat. Soweit stellte Trump allein die gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea ein. Kim wiederum stoppte Raketen- und Nukleartests. Zerstörte ein Atomtestgelände mitsamt Raketenrampen. Liess US-Gefangene frei. Händigt die sterblichen Überreste von im Koreakrieg gefallenen US-Soldaten aus. Und spricht von Wiedervereinigung mit Südkorea.
Kim ist kein Saddam oder Gaddafi
Was will Kim dafür? Das Ende von Sanktionen und Nordkoreas Aufnahme in die Weltgemeinschaft. Trump will Nordkoreas Nuklearprogramm vernichten. Das hat Kim erst zu liefern. Erst dann will Trump über, wie Nordkorea sie nennt, «korrespondierende» Massnahmen sprechen. Gegenleistungen.
Kim ist kein Saddam oder Gaddafi, die ihre Waffenarsenale aufgaben und ausgeliefert waren. Kim ist auch nicht komplett isoliert. Die beiden Sanktionsbrecher China und Russland versorgen schon mit dem Nötigsten. Doch Kim ist frustriert. Mitte April sagte er in Pjöngjang, er bleibe offen für einen dritten Gipfel mit Trump «bis Ende dieses Jahres». Bis dahin müsse Trump liefern. Es werde, sagte Kim, «keine so gute Gelegenheit geben wie beim letzten Mal».
Trump bezeichnet sich gerne als Meister der Verhandlungskunst: vom Tisch aufstehen und weglaufen, um einen besseren Deal zu erhalten. Mit Kim zieht das nicht. Jetzt scheint Trump irritiert – und wirft den Ball zurück zu den Nordkoreanern. «Ich weiss, dass sie verhandeln wollen», sagte er eben zu Reportern. «Wir werden sehen, was passiert. Niemand ist glücklich darüber.» (kes)
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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