Kampfgranaten, Vergiftungen, Flammenwerfersystem
Warum General Kirillow für die Ukrainer zum Angriffsziel wurde

Am Montag tötete der ukrainische Geheimdienst Kreml-General Igor Kirillow. Der Chemie- und Atomwaffenchef galt lange als rechte Hand von Russland-Machthaber Wladimir Putin. Wer war der berüchtigte Militär?
Publiziert: 17.12.2024 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2024 um 15:12 Uhr
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Der russische General Igor Kirillow ist tot.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Russischer General Igor Kirillow bei Explosion in Moskau getötet
  • Kirillow befehligte Chemiewaffen-Einsätze gegen ukrainische Truppen
  • 4800 Mal kamen verbotene Waffen seit Kriegsbeginn zum Einsatz
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Janine EnderliRedaktorin News

Die Ukraine betrachtete ihn als «legitimes Ziel», nun ist der russische Generalleutnant Igor Kirillow (†54) tot. Der Chef der Chemie- und Atomwaffenabteilung starb am Dienstag bei einer Explosion in einem Moskauer Wohngebiet. Ersten Ermittlungen zufolge detonierte ein an einem E-Roller angebrachter Sprengsatz und traf Kirillow und seinen Adjutanten mit voller Wucht. Kurz nach Bekanntwerden seines Todes reklamierte der ukrainische Geheimdienst (SBU) die Tötung Kirillows für sich. 

Doch wie wurde General Kirillow zum gefürchteten Feind der ukrainischen Militärelite und warum war er so wichtig für den Kreml? Blick liefert eine Übersicht. 

Ukraine: Kirillow gab 5000 Chemiewaffen-Einsätze in Auftrag

Die Ukrainer gehen davon aus, dass Kirillow für zahlreiche Chemiewaffen-Einsätze gegen ukrainische Truppen verantwortlich ist. Gegenüber dem «Spiegel» gab der SBU an, dass Kirillow den Einsatz verbotener Waffen gegen das ukrainische Militär befohlen habe. 

Rund 4800 Mal seien sogenannte verbotene Waffen seit Kriegsbeginn zum Einsatz gekommen, heisst es beim SBU. Dabei sollen die Russen hauptsächlich zu sogenannten K1-Kampfgranaten gegriffen haben. Kirillow habe den Einsatz der Granaten «direkt in Auftrag» gegeben. Ukrainische Soldaten erlitten dadurch offenbar schwerwiegende Vergiftungen und konnten nicht mehr an die Front zurückkehren, was eine erhebliche Schwächung der Streitkräfte bedeutet hat. 

Hinzu kommt: Im Mai machten die USA publik, den Einsatz von Chlorpikrin – eine chemische Waffe aus dem vergangenen Jahrhundert – gegen ukrainische Truppen registriert zu haben. Auch hier soll Kirillow seine Finger im Spiel gehabt haben. Russland wies die Vorwürfe stets zurück. 

Stets auf Staatslinie

Der Top-General diente ein Grossteil seines Lebens in der russischen Armee. Er wurde 1970 in der russischen Stadt Kostroma geboren und besuchte dort die höhere militärische Führungsschule für chemische Verteidigung. In den 90er-Jahren war er als Soldat unter anderem in Deutschland stationiert. 

Seit 2017 steht der Russe an der Spitze der Atomwaffen-Abteilung Moskaus. Die Einheit verfügt über radioaktive, chemische und biologische Waffen. Die Aufgabe der Einheit besteht darin, mögliche Bedrohungen zu identifizieren und Truppen vor der Kontaminierung mit radioaktiven Stoffen zu schützen. Eine weitere Aufgabe der Gruppe sei es, dem Feind durch den Einsatz von Brandmitteln «Schaden zuzufügen», heisst es beim russischen Verteidigungsministerium. 

Kirillow als Verbreiter von «Kreml-Propaganda»

Während seiner militärischen Laufbahn war der Generalleutnant für seine Mitwirkung an der Entwicklung des schweren Flammenwerfersystems TOS-2 Tosochka bekannt. Dieses Waffensystem ist dazu da, Gebäude, Bunker und Feldbefestigungen sowie leicht gepanzerte Fahrzeuge des Gegners zu zerstören. 

Der hochrangige Militär war russlandweit als Kriegshetzer bekannt und stand auf mehreren westlichen Sanktionslisten. Im Oktober bekam er von Grossbritannien neue Sanktionen auferlegt. London bezeichnete den General wiederholt als «Sprachrohr für die Kreml-Propaganda». Der Grund: Der Russe behauptete mehrfach, westliche Staaten würden in der Ukraine «geheime Biolabors» betreiben. Aus diesen Labors sei «vermutlich auch das Virus entwichen, das für die Corona-Pandemie im Jahr 2020 gesorgt habe.»

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