Mehrere Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan
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Steht ein neuer Krieg bevor?Mehrere Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan

Kämpfe zwischen Aserbaidschan und Armenien
Erneut Dutzende Tote auf beiden Seiten

Im Schatten des Ukraine-Krieges sind zwischen Armenien und Aserbaidschan im Südkaukasus erneut schwere Kämpfe mit Dutzenden Toten ausgebrochen. Beide Seiten meldeten am Dienstag den Tod von jeweils etwa 50 ihrer Soldaten.
Publiziert: 14.09.2022 um 07:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2022 um 13:19 Uhr
Dieses Videostandbild aus einem YouTube-Video des armenischen Verteidigungsministeriums soll aserbaidschanische Soldaten zeigen, die die Grenze zu Armenien überqueren.
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In der Nacht auf Dienstag begannen Gefechte zwischen den benachbarten und verfeindeten Ländern Armenien und Aserbaidschan im Südkaukasus. Vereinzelt gingen sie auch am Tag weiter. Gegen Abend habe sich der Artilleriebeschuss etwas beruhigt, teilte das armenische Verteidigungsministerium mit.

Nun sind erste Opferzahlen des wieder aufgeflammten Konflikts bekannt. Für Armenien sagte Ministerpräsident Nikol Paschinjan in der Hauptstadt Eriwan, dass man etwa 50 Opfer auf der eigenen Seite beklage – dies seien aber noch keine endgültigen Zahlen. Die aserbaidschanische Seite geht von ähnlichen eigenen Verlusten aus.

Zum Ausbruch der Kämpfe hiess es aus Eriwan, aserbaidschanische Truppen hätten an drei Stellen armenische Stellungen mit Artillerie und grosskalibrigen Waffen angegriffen. In Baku sprach das Verteidigungsministerium Aserbaidschans wiederum davon, dass ein grossangelegter armenischer Sabotageversuch die Kämpfe ausgelöst habe.

Armenien hofft auf Putins Hilfe

Armenien und Aserbaidschan bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Im Herbst 2020 hatte Armenien einen Krieg gegen seinen Nachbarn verloren. Infolgedessen musste das Land die Kontrolle über den Grossteil des mehrheitlich von Armeniern bewohnten Berg-Karabachs aufgeben. Damals wurde eine russische Friedenstruppe zum Schutz der Waffenruhe in der Region stationiert.

Wegen der angespannten Lage telefonierte Paschinjan bereits in der Nacht mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Dabei habe der Regierungschef um Hilfe der Militärallianz OVKS gebeten, teilte das armenische Fernsehen mit. Das Verteidigungsbündnis der früheren Sowjetrepubliken Russland, Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan beriet am Dienstagabend. Putin nahm an der Videokonferenz teil. Beschlossen wurde nur, den OVKS-Generalsekretär Stanislaw Sass zur Erkundung der Lage ins Konfliktgebiet zu senden, wie die belarussische Agentur Belta meldete.

Macron telefoniert mit Aserbaidschans Präsident

US-Aussenminister Antony Blinken rief zu einem Ende der Kämpfe auf. Blinken habe den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev in einem Gespräch aufgefordert, «die Feindseligkeiten einzustellen», teilte das US-Aussenministerium mit. In einer Unterhaltung mit Paschinjan betonte Blinken dem Ministerium zufolge «die Notwendigkeit eines Rückzugs der Streitkräfte». Auch der französische Präsident Emmanuel Macron sprach mit Aliyev und forderte ein Ende der Kämpfe.

Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens im Kaukasus. Aus dem Kreml hiess es, Moskau setze auf eine diplomatische Lösung der Krise. Die russische Führung hat derzeit kein Interesse, sich an einem zweiten Kriegsschauplatz militärisch zu engagieren. Russland ist wegen des seit einem halben Jahr laufenden Angriffskriegs in der Ukraine gebunden. Zuletzt mussten russische Streitkräfte im Nachbarland eine empfindliche Niederlage einstecken.

EU fordert Waffenstillstand

Auch die EU forderte Eriwan und Baku zu Verhandlungen auf. Es brauche einen vollständigen und dauerhaften Waffenstillstand, schrieb EU-Ratschef Charles Michel auf Twitter. «Es gibt keine Alternative zu Frieden und Stabilität - und es gibt keine Alternative zur Diplomatie, um dies zu gewährleisten.» Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell teilte mit, dass Michel Kontakt zu den Staats- und Regierungschefs der zwei Länder aufnehme. Die EU sei entschlossen, weiter zu vermitteln. Der EU-Sonderbeauftragte Toivo Klaar werde unverzüglich in beide Länder reisen.

Neben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bot sich zudem der im Süden an Armenien und Aserbaidschan grenzende Iran als Vermittler an. Die Türkei als Verbündete Aserbaidschans wiederum warf Armenien «Provokationen» vor. Eriwan solle sich auf Friedensverhandlungen mit Baku konzentrieren, schrieb der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu auf Twitter.

(SDA)

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