Journalistenmord in der Slowakei
Multimillionär liess Jan Kuciak von Ex-Spion bespitzeln

Ein ehemaliger Geheimdienst-Agent soll im Auftrag von Multimillionär Marian Kocner mehrere Journalisten beschattet haben. Unter anderen den ermordeten Ringier-Journalisten Jan Kuciak (†27).
Publiziert: 23.10.2018 um 17:36 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2018 um 17:37 Uhr
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Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova wurden in ihrem Haus erschossen. Jan arbeitete für aktuality.sk, das zu Ringier Axel Springer Slowakei gehört und damit zum Ringier-Konzern, der auch den BLICK herausgibt.
Foto: Facebook
Vinzenz Greiner

Bevor Jan Kuciak (†27) im Februar ermordet wurde, hatte man ihn verfolgt. Wie die News-Plattform «Dennik N» unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, hat der ehemalige Geheimdienstagent Peter Toth gegenüber der Polizei erklärt, er habe Kuciak und andere Journalisten bespitzelt.

Auf Toths Liste sollen neben Kuciak dessen Kollege Marek Vagovic von «aktuality.sk», der «Sme»-Journalist Adam Valcek, die «Dennik N»-Reporterin Monika Todova und der Chefredaktor des Wochenmagazins «Tyzden», Stefan Hrib, gestanden haben.

Bespitzelungsauftrag von Multimillionär

Toth soll anderthalb Jahre vor dem Mord an Kuciak den Überwachungsauftrag von niemand Geringerem als Marian Kocner (55) bekommen haben.

Der Geschäftsmann galt vielen Slowaken als verdächtig, noch bevor die Polizei am vergangenen Dienstag mehrere seiner Immobilien durchsuchte. Kocner, umtriebiger Multimillionär, Freund des einstigen Premier-ministers Robert Fico (54), verurteilter Fälscher von Wechselscheinen in Millionenhöhe – und womöglich Drahtzieher des Mordes an Ringier-Journalist Jan Kuciak.

Dieser und seine Verlobte Martina Kusnirova (†27) waren im Februar in ihrem Häuschen ermordet worden. Kuciak hatte durch Recherchen aufgedeckt, wie die Mafia in der Slowakei illegal Agrargelder abschöpfte und Beziehungen bis ins Büro von Regierungschef Fico unterhielt. Kuciak hatte aber auch immer wieder über die schummrigen Geschäfte von Kocner geschrieben.

Ex-Spion, der selbst einmal Journalist war

Der hatte dem Journalisten im Herbst vergangenen Jahres am Telefon gedroht. Ob er die Drohung wahr machte, wird derzeit untersucht. Drei Verdächtige sind wegen Mordes angeklagt. Darunter eine Frau, die ursprünglich als Auftraggeberin des Mordes galt, womöglich aber nur als Mittelsfrau zwischen Multimillionär Kocner und denjenigen fungierte, die die Tat im Februar begingen. Das zumindest soll laut mehreren Medienberichten ein Mitinhaftierter ausgesagt haben.

Toth war selbst einmal Journalist gewesen, bevor aufflog, dass er für den Geheimdienst arbeitete. Später wurde er auch dort geschasst und ging wieder zurück in den Journalismus.

Nun hat sich Toth selbst zu den Medienberichten geäussert. Nicht Ermittlerkreise hätten Informationen verbreitet, sondern der Anwalt der Familie des ermordeten Journalisten, Daniel Lipsic. Dieser habe Falschinformationen durchgesteckt. Lipsic hat nun Klage gegen Toth eingereicht. Wegen Verleumdung.

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