Jetzt stehen die Clan-Mitglieder vor Gericht
Berliner Panzerknacker erbeuten 49 Millionen Euro

Der Anblick ist schockierend: Herausgerissene und leere Schliessfächer liegen verstreut im Tresorraum. Mitten in der Verwüstung liegt ein Autoreifen, der Spuren verwischen sollte. Die dafür verantwortliche Bande wird nun verurteilt.
Publiziert: 02.10.2023 um 20:24 Uhr
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Das Ausmass der Verwüstung ist enorm: Im Tresorraum verteilt liegen etliche aufgebrochene Schliessfächer.
Foto: BILD

Es war ein Überfall wie im Film: Im November 2022 erbeutete eine Bande in der deutschen Hauptstadt rund 49 Millionen Euro. Am Donnerstag stehen deshalb fünf Angeklagte vor dem Berliner Landgericht. 

Dem Überfall ging eine minutiöse Planung voraus: Thomas S.* (52), der Geschäftsführer der Firma Vallog, betrieb im Bezirk Charlottenburg eine Tresoranlage – aber auch illegalen Edelmetallhandel und Geldwäsche. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, soll er hoch verschuldet sein. Im September 2022 wird er schliesslich wegen dieser Schulden erpresst.

Die Erpresser Bilall M.* (42) und sein Neffe Mahmoud M.* (26), zwei Mitglieder eines bekannten Berliner Clans, fordern vom Geschäftsführer Zugang zu den Tresorräumen. Als Gegenleistung würden sie ihm seine Schulden erlassen. Unter dem Vorwand von Kernbohrungen stellen die beiden Thomas S. den «Experten» einer Sicherheitsfirma, Muhammet H.(42), vor.

Täter hatten Schlüssel und Zugangscodes

Daraufhin soll S. den bestehenden Wachdienst entlassen und stattdessen die Schein-Sicherheitsfirma eingestellt haben. Am 17. November 2022 soll er dem Angeklagten Kenan S. (28) Schlüssel, Transponder und Zugangscodes zu den Tresorräumen übergeben haben. Am 19. November ist es so weit: Gemeinsam mit vier noch unbekannten Personen macht sich Kenan S. um 7.13 Uhr an die Arbeit.

Die Verdächtigen fahren mit dem Transporter in die Tiefgarage des Tresorraums. Dank der Schlüssel und Codes haben sie leichtes Spiel. Zudem weiss die Räuberbande bereits, welche Schliessfächer am lukrativsten sind: Der Chef hatte ihnen eine Liste der Tresore mit hohen Versicherungspolicen gegeben.

So können sie 295 von 2000 Tresors knacken. Aus den Schliessfächern entwenden sie Wertpapiere, Edelmetalle, Uhren und Schmuck im Wert von 35 Millionen Euro. Damit nicht genug: Durch eine Verbindungstür gelangen die Täter zur Firma Watchmaster, wo sie 996 Luxusuhren im Gesamtwert von 14,3 Millionen Euro mitgehen lassen. 

Keine Spuren am Tatort

Nach der Tat sollen alle Spuren inklusive DNA vernichtet werden. Deshalb versprühen die Täter ätzendes Natriumhypochlorid im Tresorraum und zünden einen Autoreifen an. Obwohl dieser nicht richtig Feuer fängt, verwischt der Brand alle DNA-Spuren. Und da die CO₂-Löschanlage ausgelöst wird, konnte der Tresorraum aufgrund der Gase erst am nächsten Tag wieder betreten werden.

Schon zu Beginn der Ermittlungen machte sich der Geschäftsführer Thomas S. verdächtig: Zum einen hatte er die Scheinfirma angestellt, zum anderen hatte er selbst unmittelbar vor dem Raub zwei Schliessfächer gemietet und eine hohe Versicherung darauf abgeschlossen. Zudem widersprach er sich in den Vernehmungen mehrfach. Wann das Urteil fällt, ist noch nicht bekannt. (gs)

* Namen bekannt

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