Es sollte die Reise ihres Lebens werden: Keri Witman aus dem US-Bundesstaat Ohio verkaufte ihr Haus, um drei Jahre lang an einer Luxus-Kreuzfahrt teilzunehmen. Doch daraus wurde nichts. Jetzt bekommt sie ihr Geld zwar zurück – allerdings in Raten.
Verpflegung, Internet, medizinische Versorgung, alles inklusive: 32'000 Dollar, umgerechnet fast 28'000 Franken, zahlte Witman als Anzahlung für die Reise, die sie um die ganze Welt geführt hätte. Ihr Zimmer an Bord hätte sie zusätzlich 38'500 Dollar pro Jahr gekostet. Die Chefin einer Marketingagentur fiel aus allen Wolken, als das Unternehmen «Life at Sea Cruises» ihr am 17. November mitteilte, dass sie die Reise absagen müssten. Der kuriose Grund: Die Kreuzfahrt-Firma konnte kein Schiff auftreiben.
Start von Kreuzfahrt mehrfach verschoben
«Ich habe in den letzten acht Monaten daran gearbeitet, wirklich alles in Ordnung zu bringen, mein Leben zu organisieren, damit ich es schaffen kann», sagte Witman dem «Cincinatti Enquirer». «Es war wirklich enttäuschend zu erfahren, dass es nicht klappen würde.»
382 Häfen in 148 Ländern auf allen Kontinenten sollte das Schiff anlaufen. Die Reise sollte ursprünglich in Istanbul beginnen. Was wie ein Traum klingt, wird für Witman vorerst ein Traum bleiben. Die notwendigen Vorkehrungen, um ihr Unternehmen von Bord aus führen zu können, hatte sie bereits getroffen.
Sie habe stets darauf gewartet, dass jemand ihr sagen würde, dass die Kreuzfahrt eine schlechte Idee sei. Doch das passierte nicht. «Du solltest es tun», hätten selbst ihre Steuerberater gesagt. «Diese Leute sind die konservativsten Finanzleute, ich konnte nicht glauben, dass sie mir sagten, ich solle es tun», erzählt die Unternehmerin.
Die erste Hiobsbotschaft erreichte Witman am 1. November. «Life at Sea Cruises» teilte den Passagieren mit, dass das Abreisedatum verschoben werden müsse. Starthafen sollte nun nicht mehr Istanbul, sondern Amsterdam sein. In den darauffolgenden Tagen wurde der Start der Kreuzfahrt mehrfach nach hinten geschoben.
Rückerstattung in monatlichen Raten
Ursprünglich hatte das Unternehmen geplant, ein Schiff der Carnival Corporation namens AIDAaura zu kaufen. Ein anderes Unternehmen war jedoch schneller und sicherte sich den Kahn.
Nachdem klar war, dass aus der Reise nichts wird, kündigte «Life at Sea Cruises» an, dass es allen Passagieren vom 1. Dezember bis Februar 2024 Rückerstattungen anbietet. Der Haken an der Sache: Das Geld fliesst in monatlichen Raten.
Auch bei anderen der insgesamt 111 Passagiere sorgt die kurzfristige Absage für Wut und Enttäuschung. Manche befinden sich noch immer in Istanbul, ein Grossteil von ihnen fühlt sich betrogen. «Viele Menschen wissen nicht, wohin sie gehen sollen, und einige brauchen ihre Rückerstattung, um überhaupt einen Ort zu finden, an den sie gehen können – die Lage ist nicht gut», zitiert CNN einen Passagier.
«Ich bin sehr traurig und wütend», sagt ein weiterer Passagier. Er habe die nächsten drei Jahre seines Lebens geplant, um ein aussergewöhnliches Leben führen zu können, jetzt habe er nichts. Es falle nun schwer, weiterzumachen. (nad)