Die Bauern sind im Abwehrmodus – wieder mal. Landauf, landab hängen die roten Fahnen des Bauernverbands an Stallwänden.: «Zwei x Nein zu den extremen Agrar-Initiativen», heisst es da.
Klar ist: Zweimal Ja zu Trinkwasser- und Pestizid-Initiative würde die Schweizer Landwirtschaft komplett umpflügen.
Das Problem: Viele Bauern hadern schon heute mit den politischen Rahmenbedingungen, weil sich diese alle paar Jahre ändern. Aus der Vogelperspektive mag es sinnvoll sein, ökologisches Verhalten zu fördern. Für den einzelnen Bauern aber kann das bedeuten, dass ein neu gebauter Stall bereits zehn Jahre später wieder umgebaut werden muss. Planungssicherheit sieht anders aus.
Angesichts dieser permanenten Unsicherheit kommt der bäuerliche Widerstand gegen eine grundlegende Neuausrichtung der Landwirtschaft nicht überraschend.
Zwar weist der Bauernverband gerne darauf hin, dass man Änderungen keineswegs per se ablehne. Im Gegenteil, man habe in den vergangenen Jahren viel unternommen, um den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika zu verringern.
Das mag zutreffen – und ist doch nur die halbe Wahrheit. Denn derselbe Bauernverband behindert bei jeder Gelegenheit selbst kleinste verbindliche Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft.
Die neue, umweltfreundlichere Agrarpolitik? Hat der Bauernverband blockiert. Das Problem der Überdüngung? Der Bauernverband wehrt sich gegen konkrete Reduktionsziele. Den Gewässerschutz schwächen? Der Bauernverband stimmt dafür.
Dem Verband ist unbenommen, die Interessen der 42 000 konventionellen Bauernhöfe im Parlament erfolgreich zu vertreten. Nur muss er sich nicht wundern, wenn es einigen Bürgern den Deckel lupft – und sie mit Volksinitiativen gegen diese Blockadehaltung vorgehen.
Denn die Agrarpolitik betrifft nicht nur Bauern, sondern jeden Bürger, jeden Vogel, jedes Insekt in der Schweiz: Was die Landwirte mit ihrem Land anstellen, hat Auswirkungen auf die gesamte Umwelt. Die Pestizidrückstände sind nur das offensichtlichste Beispiel.
Man kann die beiden Agrar-Initiativen als «radikal» bezeichnen, wie es der Bauernverband tut. Oder man kann sie als Reaktion auf eine Politik sehen, welche die bäuerlichen Interessen konsequent über jene der Gesamtbevölkerung stellt.
Deshalb stellen die Initiativen eine einmalige Chance dar. Eine Chance dafür, die Landwirtschaft von Grund auf neu zu denken – weit über die Pestizid-Frage hinaus.
«Zwei x Ja» käme einem Weckruf ans Parlament gleich: Schräubchendrehen reicht nicht mehr. Wir müssen die Maschine neu zusammensetzen.
Und so die heutige Blockadepolitik überwinden.