An der Küste Hurghadas, nur wenige Meter vom Strand entfernt, tötete vergangenen Donnerstag ein Tigerhai den Russen Wladimir P.* (†23). Der Fall stellte die ägyptische Behörde vor ein Rätsel. Was hatte der Tigerhai an der beliebten Touristen-Bucht zu suchen? Und: Ist es überhaupt noch sicher an den Stränden Ägyptens? Experten sind sich mittlerweile sicher, dass der Problem-Hai ein Serienkiller war und nicht das erste Mal tötete.
Das schreibt Wissenschaftler Eric Clua von «Sharkeducation» in einem Facebookpost. Es sei offensichtlich, dass «der Hai das Opfer nicht falsch identifiziert hat oder auch nur einen Erkundungsbiss gemacht hat, da er mehrere Körperteile des Opfers verzehrt hat», erklärt er. Der Hai habe gelernt, dass er P. genau so angreifen könne wie einen Seehund oder eine Meeresschildkröte.
Problem-Hai hat Menschen als Nahrung identifiziert
Die Obduktion des Hais ergab, dass es sich dabei um ein Weibchen handelte, das knappe drei Meter lang war. Ausserdem wurden mehrere Embryonen in dem Tier gefunden. Wenn ein Hai schwanger ist, ernährt er sich von leichter Beute, die oben im Wasser schwimmt, erklärt Clua. Er kann aber auch Energie aus der Leber beziehen und muss gar nicht zwingend jagen gehen.
«Das Tier hat mehrmals nach Nahrung gesucht», schreibt der Hai-Experte. Im Magen des Hais wurden nur P.s Kopf und seine beiden Arme gefunden – keine andere Nahrung. Clua glaubt, es handelte sich um einen Problem-Hai, der gelernt hat, Menschen zu töten und zu fressen.
Der Tigerhai hatte eine Verletzung an der Rückenflosse. Der obere Teil war abgetrennt. Dieses Merkmal wurde in den letzten Jahren bereits bei zwei anderen Hai-Attacken in Ägypten bemerkt. Beide Angriffe fanden 25 Kilometer entfernt in Sahl Hasheesh statt. Dort wurde 2021 eine rumänische Touristin getötet. 2022 griff der Hai eine Österreicherin (†68) beim Schnorcheln an.
Sie alle waren «am falschen Ort, zur falschen Zeit, mit dem falschen Hai», sagt Clua. Der Fang des Hais sei gerechtfertigt, «da er eindeutig den Menschen als Nahrung für sich identifiziert hat und eine dauerhafte Bedrohung hätte darstellen können».