Plötzlich war er weg. Alex B.*, damals 11 Jahre alt, verschwand 2017 in den Spanien-Ferien mit seiner Mutter und seinem Grossvater. Jetzt ist er wieder aufgetaucht. Er wurde von der Polizei am Mittwochabend in Haute-Garonne im Südwesten Frankreichs entdeckt.
Was war geschehen? Der Bub lebte bis zu seinem Verschwinden bei seiner Grossmutter, nachdem es bei seiner Mutter zu häuslicher Gewalt gekommen war. Die zwei Wochen Ferien in Spanien waren eine Ausnahme.
Normalerweise hätte sie mit ihrem Sohn nicht alleine sein dürfen. Als sich Alex B. aber plötzlich nicht mehr meldete, machte sich seine Grossmutter Sorgen und alarmierte die Polizei. Die Befürchtung: Ihr Enkel wurde entführt – und zwar von ihrer Tochter und deren Ex-Mann.
Er wollte sein eigenes Leben führen
Die Eltern von Alex B. pflegen einen alternativen Lebensstil und könnten verhindern wollen, dass ihr Sohn eine normale Schule besucht. Sie sollen laut der französischen Zeitung «La Depeche» Teil einer spirituellen Gemeinschaft sein, die in Südfrankreich in Zelten, Wohnwagen und Hütten leben. Und Alex B. sollte ein Teil davon werden.
Der Verdacht der Grossmutter hat sich nun wohl bestätigt. Laut eigener Aussage soll der Teenager die Jahre in der Gemeinschaft verbracht haben. Doch jetzt habe er beschlossen, «sein eigenes Leben zu führen».
Lastwagenfahrer rief die Polizei
Darum habe er die Gruppe verlassen. Tagelang sei er durch die Gegend gewandert, bis er von einem Lastwagenfahrer entdeckt und mitgenommen wurde. Der Junge kam ihm komisch vor.
Also rief er die Polizei. Weil sie keinen Personalausweis oder sonstige Dokumente fanden, die auf seine Identität schliessen konnten, nahmen sie ihn mit. Auf dem Revier erzählte er dann laut «La Depeche» seine besondere Geschichte. Daraufhin kontaktierte die französische Polizei ihre Kollegen in Grossbritannien.
«Komplexe und langwierige Untersuchung»
Die verantwortlichen Ermittler bestätigen, dass Beamte aus Frankreich sich wegen des vermissten Alex B. gemeldet haben. Man stehe in Kontakt, um die Echtheit zu überprüfen, erklärte die Polizei in Grossbritannien.
Und weiter heisst es in einer Medienmitteilung: «Dies ist eine komplexe und langwierige Untersuchung, und wir müssen weitere Nachforschungen anstellen sowie geeignete Schutzmassnahmen ergreifen.» (jmh)
*Name bekannt