China hat erstmals seit längerem wieder eine deutlich erhöhte Zahl von Kampfflugzeugen in den Luftraum vor Taiwans Küste geschickt. In den zurückliegenden 24 Stunden seien 32 Flugzeuge und 5 Schiffe der chinesischen Volksbefreiungsarmee gesichtet worden, teilte das taiwanische Verteidigungsministerium in Taipeh am Donnerstagmorgen (Ortszeit) mit. 20 Jets überflogen demnach die inoffizielle Mittellinie der an der engsten Stelle nur rund 130 Kilometer breiten Meerenge zwischen Taiwan und China (Taiwanstrasse) und drangen über den Süden und Osten in die Luftraumüberwachungszone der Inselrepublik ein. Laut dem Ministerium antwortete das Militär unter anderem mit dem Einsatz von Flugzeugen und Schiffen auf die Aktivitäten der Chinesen.
Chinas Militär schickt seine Flugzeuge beinahe täglich in den Luftraum vor Taiwans Küste. Die regierende kommunistische Partei sieht die Insel als abtrünnige Provinz an, obwohl in Taipeh seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist. Peking will Taiwan mit dem Festland vereinigen und wäre bereit, dies auch mit militärischen Mitteln zu erzwingen, sollte es auf friedliche Weise nicht funktionieren.
Tödlicher Bootsunfall erhöhte Spannungen
In den vergangenen Wochen meldete das taiwanische Verteidigungsministerium deutlich weniger Kampfflugzeuge als noch zu Jahresbeginn. Mit 33 Flugzeugen war eine ähnlich hohe Anzahl wie jetzt zuletzt Ende Januar entdeckt worden. Ein Grund für den Anstieg wurde offiziell nicht genannt. Die Volksbefreiungsarmee übt allerdings regelmässig in der Taiwanstrasse. Taiwans Streitkräfte sehen sich gezwungen, auf das Eindringen in die Luftraumüberwachungszone stets zu reagieren. Experten sehen darin auch eine Zermürbungstaktik Chinas.
Zuletzt schien das chinesische Militär seine als Drohgebärden aufgefassten Aktivitäten etwas reduziert zu haben. Allerdings setzte die Küstenwache der Volksrepublik nahe der taiwanischen Mini-Insel Kinmen, die nur wenige Kilometer vom chinesischen Festland entfernt liegt, verstärkt Schiffe ein. Als Grund dafür wurde der Tod mehrerer chinesischer Fischer in den Gewässern dort angegeben, deren Boot gekentert war, als sie sich taiwanischen Angaben zufolge einer Kontrolle entziehen wollten. Der Vorfall Mitte Februar verstärkte die Spannungen zwischen Taiwan und China. Die chinesische Staatszeitung «Global Times» suggerierte kürzlich, Peking werde in der Gegend weiter verstärkt patrouillieren, um «die Menschen zu schützen». (SDA)