Die deutsche Regierung ist «sehr besorgt» wegen eines im belarussischen Fernsehen ausgestrahlten Videos eines zum Tode verurteilten Deutschen. «Es ist in Belarus leider wohl gängige Praxis, Menschen auch in Videos oder im Fernsehen vorzuführen», sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. «Und wir sind natürlich sehr besorgt ob der Würde der betroffenen Personen, die durch solches Zurschaustellen massiv verletzt wird.» Die Sprecherin appellierte an die Führung in Belarus, «eine solche Praxis zu unterlassen, grundsätzlich, aber natürlich auch in diesem Fall».
In dem am Donnerstag vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Video bittet der zum Tode verurteilte Deutsche den Machthaber Alexander Lukaschenko (69) um Gnade. Die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung, klagte der Mann. Er war den Behörden in Minsk zufolge unter anderem wegen Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt worden. «Ich bekenne mich schuldig, definitiv», sagt er in dem Video. Teils sind die deutschen Aussagen klar zu hören zwischen der russischen Übersetzung.
Im Juni zum Tode verurteilt
Das autoritär geführte Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa noch die Todesstrafe, und zwar durch Genickschuss. Das Auswärtige Amt erklärte, der Mann werde konsularisch betreut. Es gebe erhebliche Fragen, unter welchen Umständen das Video zustande gekommen sei. Laut Amnesty International ist Folter in belarussischen Gefängnissen verbreitet. Blick verzichtet darauf, das Video zu zeigen.
Der Mann war im Juni zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde allerdings erst einen Monat später durch Bürgerrechtsorganisationen bekannt. Das Aussenministerium in Minsk hatte mitgeteilt, Berlin Vorschläge zur Lösung der Situation gemacht zu haben. Spekuliert wurde, dass das mit Russland verbündete Belarus es auf einen Gefangenenaustausch abgesehen haben könnte. Dazu äusserte sich die Bundesregierung nicht.