Hacktätschli, Rindspastetli, Steak, Krebse – und das alles auf pflanzlicher Basis: Immer mehr Unternehmen in China entdecken den Vegetarismus, der bisher ein Mauerblümchendasein fristete.
Das in Peking ansässige Start-up Zhenmeat gehört dazu. Gründer und CEO Vince Lu sagt gegenüber Reuters: «Nach Covid-19 sind die Konsumenten verstärkt um ihre Gesundheit besorgt, was Restaurantketten dazu bringt, darauf zu reagieren.» Die Verkäufe seiner oben erwähnten Produkte seien seit Juni «erheblich gestiegen».
Man geht davon aus, dass das neuartige Coronavirus von Wildtieren auf einem Markt auf Menschen übergegriffen hat.
Vertrieb über Starbucks
Die amerikanische Firma Beyond Meat plant in der Nähe von Schanghai eine Produktionsstätte für pflanzliche Fleischprodukte. Der Vertriebskanal ist auch schon geregelt: Kaffee-Gigant Starbucks wird die Produkte in China an die Kunden bringen.
Für den Fleischersatz werden vor allem Soja-, Erbsen-, Linsen-, Lupinen- oder Weizenproteine (Seitan) verwendet. Unter dem Einfluss von Druck, Hitze und Wasser entsteht eine Teigmasse, die vom Aufbau und vom «Mundgefühl» her an Fleisch erinnert.
Ben Cavender, Direktor der China Market Research Group, hält den Geschmack für den Schlüssel zum Erfolg. So sollen die pflanzlichen Produkte auch tatsächlich nahe an den Geschmack von echtem Fleisch herankommen. Cavender: «Die grosse Mehrheit der Kunden ist bereit, diese Produkte zu probieren.»
Gigantischer Absatzmarkt
Bis 2023 soll der Markt für pflanzenbasierte Fleischersatzprodukte in China laut Euromonitor bis auf zwölf Milliarden Dollar wachsen. Nach Einschätzungen von GlobeNewswire ist der asiatische Raum dabei mit einer jährlichen Wachstumsrate von 16 Prozent bis 2026 der Wachstumsmotor schlechthin. Auch Nestlé will beim Geschäft mitmischen.
Schon bei der Sars-Epidemie 2002/03 und während der Afrikanischen Schweinepest 2018/19 war der Konsum von Fleisch in China zurückgegangen. Kaum waren die Krankheiten weg, war auch die Gefahr wieder vergessen und der Konsum stieg wieder an. Dieses Mal scheint die Angst vor neuen Virenübertragungen doch etwas grösser zu sein. (gf)