Auf einen Blick
- Heftige Gefechte zwischen syrischer Armee und dschihadistischen Rebellen im Nordwesten Syriens
- HTS-Gruppe greift mit Artillerie an, Armee reagiert mit Luftangriffen
- Es gibt Tote auf beiden Seiten
Zwischen der Armee von Syriens Machthaber Bashar al-Assad (59) und dschihadistischen Rebellen hat es heftige Gefechte gegeben. Es handelt sich dabei um den ersten grösseren Konflikt zwischen beiden Seiten seit Jahren. Bei dem Überraschungsangriff seien bereits 231 Menschen getötet worden, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.
Demnach griffen Islamisten Stellungen der syrischen Streitkräfte an, auch mit Artilleriefeuer. Die Armee reagierte mit Luftangriffen auf militärische Ziele der Extremistengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die als eine der stärksten bewaffneten Gruppen in der Region gilt.
Unter den Toten sind demnach 89 HTS-Mitglieder und ihrer Verbündeten sowie 52 Mitglieder der Regierungstruppen.
«Grossangelegter Angriff mit breiter Front»
Die Kämpfe brachen im Nordwesten des Landes aus. Einige der Zusammenstösse fanden demnach weniger als zehn Kilometer südwestlich des Stadtrandes von Aleppo statt. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite oft nicht zu überprüfen.
In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur Sana veröffentlichten Erklärung der syrischen Armee hiess es, «bewaffnete terroristische Organisationen» hätten am Mittwochmorgen einen «grossangelegten Angriff mit breiter Front» gestartet. Laut Berichten versuchen Zivilisten, aus Angst vor den anhaltenden Zusammenstössen, aus der Region um Aleppo, in die umliegenden Regionen zu fliehen.
Angriffe auf zivile und militärische Einrichtungen
Der Angriff mit «mittelschweren und schweren Waffen zielte auf sichere Dörfer und Städte sowie auf unsere militärischen Einrichtungen in diesen Gebieten». Die Armee sei unter «grossen Verlusten» dabei, den Angriff abzuwehren.
Die Dschihadistengruppe HTS kontrolliert weite Teile mehrerer syrischer Provinzen, darunter Aleppo und Idlib. Sie ist ein syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al Kaida.
Weiterer Angriff bereits am Dienstag
Bereits am Dienstag griff die US-Armee nach eigenen Angaben eine mit dem Iran verbündete Miliz in Syrien an. Ziel des Angriffs sei das Waffenlager der Gruppe gewesen, erklärte das für den Nahen Osten zuständige US-Zentralkommando Centcom im Onlinedienst X. Der Einsatz war demnach eine Reaktion auf einen Angriff auf US-Streitkräfte in Syrien am Montag.
Das US-Militär verfügt über rund 900 Soldaten in Syrien und 2500 im Irak als Teil der Koalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Erste grössere Kampfhandlungen seit 2020
Der syrische Bürgerkrieg hatte begonnen, nachdem Präsident Bashar al-Assad Proteste gegen die Regierung im Jahr 2011 mit Gewalt hatte niederschlagen lassen. Seitdem sind in dem Konflikt Hunderttausende Menschen getötet und Millionen vertrieben worden. Die Infrastruktur und die Industrie in Syrien haben stark gelitten.
Der Konflikt hat sich seit dem Waffenstillstandsabkommen im Jahr 2020 weitestgehend beruhigt. Es kommt jedoch immer wieder zu kleineren Zusammenstössen zwischen Assads Truppen und Rebellen.