Jimmy Carter galt als bester Ex-Präsident
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Im Alter von 100 gestorben:Jimmy Carter galt als besterEx-Präsident

Er wurde 100 Jahre alt
Ex-US-Präsident Jimmy Carter ist tot

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter ist am Sonntag im Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie verstorben. Carter galt als unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte. Der Friedensnobelpreisträger hinterlässt 4 Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel.
Publiziert: 29.12.2024 um 22:13 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2024 um 07:59 Uhr
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War von 1977 bis 1981 US-Präsident: Der Demokrat Jimmy Carter.
Foto: keystone-sda.ch

Jimmy Carter gilt als glückloser US-Präsident, wurde in den vergangenen Jahrzehnten aber immer wieder als «bester Ex-Präsident» des Landes gewürdigt. Der Demokrat war erst 56 Jahre alt, als seine politische Laufbahn nach der schmachvollen Abwahl 1980 in Trümmern lag. Carter haftete damals der Ruf eines weltfremden Idealisten an, eines gescheiterten Staatsmannes ohne politische Durchsetzungskraft. Auf seinen Idealen baute er aber eine zweite Karriere als unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte auf, die 2002 mit dem Friedensnobelpreis gekrönt wurde.

Am Sonntag ist Carter im Alter von 100 Jahren gestorben. Zuvor hatte das von ihm gegründete Carter Center mitgeteilt, dass der älteste lebende frühere US-Präsident in seinem Haus in Plains im Südstaat Georgia Palliativpflege erhalte. Er habe nach mehreren Aufenthalten im Spital die letzte Zeit mit seiner Familie verbringen wollen.

Von der Farm ins Weisse Haus

In Plains war Carter am 1. Oktober 1924 auch auf die Welt gekommen. Nach der Schule absolvierte er die US-Marineakademie in Annapolis und diente als Offizier in der U-Boot-Flotte. Zu dieser Zeit heiratete er auch seine Frau Rosalynn, sie bekamen vier Kinder. Nach dem Tod seines Vaters kehrte der gläubige Baptist Anfang der 50er-Jahre nach Georgia zurück und übernahm die Erdnussfarm der Familie. Carter ging schliesslich in die Politik, wurde 1962 zunächst in den Senat von Georgia und acht Jahre später zum Gouverneur gewählt. Obwohl auf nationaler Ebene anfänglich kaum bekannt, sicherte er sich bei den Präsidentschaftswahlen 1976 die Kandidatur seiner Partei und besiegte den republikanischen Amtsinhaber Gerald Ford (1913–2006).

Ähnlich wie sein Parteifreund Barack Obama (61) mehr als drei Jahrzehnte später positionierte sich Carter als Aussenseiter, der in Washington einen Wandel herbeiführen würde. Nach der Watergate-Affäre und dem Vietnam-Krieg hatte die Bevölkerung damals das Vertrauen in die politische Kaste verloren. «Carter schien genau der Typ Spitzenpolitiker zu sein, nach dem die desillusionierte Nation suchte», schreibt der Historiker Julian Zelizer (55) in seiner Jimmy-Carter-Biografie.

Enttäuschte Hoffnungen

Die Hoffnungen wurden allerdings enttäuscht. Zwar konnte Carter einige aussenpolitische Erfolge verzeichnen: den Friedensvertrag von Camp David zwischen Israel und Ägypten, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit China, den Salt-II-Vertrag mit der Sowjetunion über die Begrenzung von Atomwaffen. Doch der sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember 1979 erwischte Carter kalt, die Geiselkrise in Teheran komplettierte in den Augen seiner Kritiker das Bild eines entscheidungsschwachen und inkompetenten Staatschefs.

Radikale Studenten hatten nach der Islamischen Revolution im Iran die dortige US-Botschaft gestürmt, ein Befreiungsversuch für die mehr als 50 festgehaltenen Amerikaner endete im Fiasko. Auch steigende Arbeitslosenzahlen und eine hohe Inflation trugen zur schlechten Stimmung im Wahljahr 1980 bei und sorgten schliesslich für Carters Niederlage gegen den republikanischen Herausforderer Ronald Reagan (1911–2004) nach nur einer Amtszeit.

Zweite Karriere als Friedensbotschafter

Seine zweite Karriere als Friedensbotschafter startete Carter 1982 mit der Gründung der Nichtregierungsorganisation Carter Center. Wo immer Konflikte aufloderten und die Menschen durch Armut, Krankheit oder Gewalt in Bedrängnis waren, tauchte der Ex-Präsident auf. Carter bereiste mehr als 140 Länder.

2002 erhielt Carter den Friedensnobelpreis «für seine jahrzehntelangen, unermüdlichen Anstrengungen, internationale Konflikte friedlich zu lösen, Demokratie und Menschenrechte zu fördern und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung voranzubringen».

Würdigung durch Biden und Trump

US-Präsident Joe Biden (82) würdigt Carter als einen «Mann mit grossem Charakter und Mut, Hoffnung und Optimismus». Mit Mitgefühl und moralischer Klarheit habe er sich für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, freie und faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt. «Er hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt gerettet, verbessert und verändert.»

Auch Bidens designierter Nachfolger Donald Trump (78) hat sich nach dem Tod des Ex-Präsidenten geäussert. Carter habe in einer herausfordernden Zeit «alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern». Dafür seien ihm alle zu grossem Dank verpflichtet.

Carter war bei der Amtseinführung von Donald Trump
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Aufnahmen von 2017:Carter war bei der Amtseinführung von Donald Trump

Enges Verhältnis zur Schweiz

Carter pflegte enge Verbindungen zur Schweiz. Bereits 1960 nahm er an der Bilderberg-Konferenz auf dem Bürgenstock teil, einem Treffen einflussreicher Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. 2003 setzte er sich zudem für die Genfer Initiative ein, eine von der Schweiz unterstützte Friedensinitiative zur Lösung des Nahost-Konflikts. Die mit finanzieller und logistischer Unterstützung der Schweiz zustande gekommene Genfer Friedensinitiative von inoffiziellen Vertretern Israels und der Palästinenser sei kompatibel mit dem Schlussziel der sogenannten Road Map, sagte Carter damals in einem Interview. «Wir sind der Schweiz sehr dankbar», lobte Carter die Rolle des Schweizer Aussenministeriums beim Zustandekommen der Genfer Initiative.

Die Initiative wurde im Dezember 2003 in Genf vor rund 800 Gästen offiziell lanciert. Zu den Gästen zählten neben Carter auch die Friedensnobelpreisträger Lech Walesa, John Hume und Nelson Mandela, der per Videobotschaft zugeschaltet war. Die damalige Bundesrätin Micheline Calmy-Rey nahm das Dokument nach der feierlichen Unterzeichnung in Empfang und hinterlegte es offiziell in der Schweiz.

In den vergangenen Jahren hatte der Ex-Präsident mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 2015 musste er sich wegen eines Gehirntumors einer Strahlenbehandlung unterziehen. Carter hinterlässt 4 Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel. Seine Frau Rosalynn starb vor gut einem Jahr im Alter von 96 Jahren.

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