Ihr Glaube erlaubte keine Scheidung
Brasilianische Politikerin lässt Ehemann ermorden

Die Abgeordnete Flordelis dos Santos hat den Mord an ihrem Mann Anderson do Carmo geplant. Weil eine Scheidung gegen ihren Glauben verstossen hätte.
Publiziert: 27.08.2020 um 18:14 Uhr
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Muss sich bald vor Gericht verantworten: die brasilianische Politikerin Flordelis dos Santos.
Foto: AFP

Mindestens sechsmal versuchte die brasilianische Politikerin und Sängerin Flordelis (59) ihren Mann Anderson do Carmo (†42) zu vergiften. Mindestens zweimal gab sie den Mord am evangelischen Pastor in Auftrag. Im Juni 2019 ist es ihr schliesslich gelungen, ihren Gatten aus dem Leben zu reissen.

Doch wie konnte es soweit kommen? Laut der Staatsanwaltschaft von Rio de Janeiro war Flordelis mit der Art und Weise unzufrieden, wie der Pastor das Geld der Familie verwaltete, berichtet «A Gazeta».

«Mord war weniger skandalös»

Eine Scheidung kam aber aus religiösen Gründen für sie nicht infrage. Während der Ermittlungen stiess die Polizei auf einen Chatverlauf mit ihrem Sohn André: «Was tun? Mich von ihm zu trennen, kann ich nicht, weil ich sonst den Namen Gottes beschmutzen würde», schreibt Flordelis.

Dann beschliesst sie, ihn zu töten. «Mit anderen Worten: In dieser krummen Logik war der Mord für sie weniger skandalös», sagte Staatsanwalt Sergio Lopes Pereira.

47 Kinder adoptiert

Aller Streitigkeiten zum Trotz zeigten sich dos Santos und do Carmo als ein perfektes Paar, eine wohltätige Familie, die acht Kinder grosszog und 47 weitere adoptierte. Hinter der Fassade ging es jedoch weniger christlich zu und her: Alles begann im Mai 2018 mit dem Versuch, Pastor Anderson zu vergiften. Unter anderem wurde ihm mit Arsen versetztes Essen und Trinken serviert.

Am 16. Juni 2019 erreicht die Tragödie schliesslich ihren Höhepunkt. Flordelis' biologischer Sohn, Flávio dos Santos, schiesst sechsmal auf Anderson, wie er vier Tage später gesteht. Insgesamt sieben Kinder, eine Enkelin und zwei weitere Personen haben die Finger im Spiel.

Flordelis darf nicht verhaftet werden

Für die Ermittler ist aber inzwischen klar, dass Flordelis die Strippenzieherin war: «Sie hat nicht nur diesen ganzen kriminellen Plan entworfen, sondern auch den Kauf der Waffe finanziert, die Leute davon überzeugt, dieses Verbrechen zu begehen und hat Beweise zurückgehalten», sagt Allan Duarte, Leiter der Mordkommission. «Es besteht kein Zweifel, dass sie der Kopf dieses Verbrechens war.»

Hinter Gitter muss Flordelis aber nicht – als Abgeordnete des brasilianischen Parlaments ist sie vor einer Verhaftung geschützt. Trotzdem wurde die Anklage bereits beim Strafgericht eingereicht. Ähnliche Massnahmen wie bei einer Untersuchungshaft wurden verhängt. Flordelis hat sich zur Anklage nicht geäussert. (szm)

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