Die Schweiz hat nach der Festnahme der Schweizer Journalistin Luzia Tschirky in Belarus (Weissrussland) Erklärungen eingefordert. Aussenminister Ingazio Cassis wartet aber noch auf Antworten, wie er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erklärt. «Wir haben den Vorfall klar verurteilt - sowohl gegenüber dem Botschafter von Weissrussland in Bern als auch beim Aussenministerium in Minsk», sagt Cassis.
SRF-Mitarbeiterin Luzia Tschirky sei offenbar als Journalistin in Weissrussland offiziell akkreditiert. Laut dem Aussenminister verfügt sie über alle dazu erforderlichen Papiere.
Enger Kontakt mit Botschaft ratsam
Trotzdem wurde die Schweizerin am Sonntag von maskierten Agenten festgenommen und drei Stunden lang festgehalten. Es dürfe nicht passieren, dass eine Journalistin so behandelt werde, stellt Cassis klar.
Um die Schweizer Diplomaten mache man sich derzeit keine Sorgen, versichert Cassis: «Weder in Belarus noch in Russland, wo es in diesen Tagen ja auch Unruhen gibt.» Den Schweizer Journalisten in diesen Ländern habe man deshalb geraten, in sehr engem Kontakt mit dem diplomatischen Korps zu bleiben. Cassis: «Frau Tschirky sollte jetzt vorsichtig sein. Der gleiche Appell geht an alle Schweizer Mitbürger mit Funktionen, welche die Regierung stören könnten.»
Schweizerin zu zweieinhalb Jahren Strafkolonie verurteilt
Die Schweiz sei über das Vorgehen der weissrussischen Regierung gegen Demonstranten sehr besorgt und verurteile dieses, betonte Cassis. Das hätten das Aussendepartement und er persönlich Weissrussland auf diplomatischem Weg mehrfach mitgeteilt.
Als drastisch bezeichnet der Aussenminister den Fall von Natallia Hersche, einer weiteren Schweizerin, die im Dezember in Minsk wegen angeblichem Widerstand gegen die Staatsgewalt zu zweieinhalb Jahren Strafkolonie verurteilt wurde. «Ein ähnliches Vergehen, wie man es ihr zur Last legt, würde in der Schweiz wohl mit einer Geldbusse bestraft - und nicht mit einer so drastischen Gefängnisstrafe», sagt Cassis.
Noch im Februar wird Hersches Fall vor der zweiten Gerichtsinstanz verhandelt. Der Schweizer Botschafter werde den Prozess vor Ort verfolgen. «Auch in Bern bringen wir den Fall immer wieder beim weissrussischen Botschafter zur Sprache. Wir sind aktiv auf allen Hierarchiestufen, damit Frau Hersche rasch freikommt», sagt Cassis. (SDA/noo)