«Mein Komfort ist mir einfach wichtiger»
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Rich Kid über Klimaschutz:«Mein Komfort ist mir einfach wichtiger»

«Ich leb mein Leben, alles andere ist mir scheissegal»
Superreiche lachen im Privatjet über Klimakleber

Sie fliegen im Privatjet und fahren teure Sportwagen. Reiche Menschen verursachen mit ihrem Lebensstil oft viel CO₂. Das wissen sie, doch den meisten ist das egal.
Publiziert: 17.07.2023 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2023 um 13:40 Uhr
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Er ist reich und ihm ist das Klima egal: Theo Stratmann will lieber sein Leben geniessen – und zwar ohne Einschränkungen.
Foto: Screenshot STRG_F

Der Klimawandel ist zu spüren – und wie. Mit Höchsttemperaturen von rund 40 Grad Celsius ist es in Rom am Montag heisser gewesen als in Palermo im Süden des Landes. Noch heisser soll es am Dienstag werden - in der Spitze könnte in der italienischen Hauptstadt eine Rekordtemperatur von 42 Grad erreicht werden, wie der nationale Wetterdienst am Montag mitteilte. Damit sich etwas ändert, protestieren Klima-Aktivisten und blockieren dafür Strassen. Mit ihren Blockade-Aktionen hoffen die Kleber, auf politischer und gesellschaftlicher Ebene ein Umdenken in Sachen Klima zu erreichen – sehr zum Ärger der Bevölkerung.

Gleichzeitig sitzen Superreiche in Privatjets und lachen über die Klimakleber. Denn: Ihnen ist der Klimawandel egal. Das zeigt ein neuer Film des deutschen Recherche-Kollektivs STRG_F (steht für suchen und finden, Anm. d. Red.). Darin begleitet ein Reporter junge Reiche in ihrem Alltag. Dabei zeigt sich: Die Unternehmer haben für das Klima nur wenig oder gar kein Bewusstsein.

Theo Stratmann (18) etwa, der mit E-Commerce viel Geld gemacht haben soll und sein Luxusleben gerne in den sozialen Medien präsentiert, sagt offen: «Mir ist das Klima in manchen Situationen ziemlich egal, mein eigener Komfort ist mir wichtiger.»

«Nicht so aufgeklärt»

Mal eben kurz im Privatjet nach Sylt sei für ihn kein Problem. Theoretisch könnte man auch ganz leicht mit dem Zug fahren. Doch das will der 18-Jährige nicht, weil er sich nicht einschränken wolle. «Ich denke, der Klimawandel lässt sich sowieso nicht mehr aufhalten. Deshalb haue ich lieber auf die Kacke, als mich an die Strasse zu kleben.»

Auch andere junge Reiche zeigen sich wenig begeistert von der Idee, Einsparungen zu machen. Can Mandir (23), der ebenfalls mit Online-Handel viel Geld angehäuft haben will, jettet im Privatjet von Hannover (D) nach Nizza (F). Von dort geht es im fetten Sportauto, das deutlich mehr Benzin verbraucht als ein normales Auto, weiter nach Monaco für einen Business-Termin.

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«Ich bin nicht so aufgeklärt darüber», sagt Mandir angesprochen auf die CO₂-Emissionen, die er mit dem Privatjet-Flug verursacht. «Was wir hier verbrauchen, an Kerosin – ich kenne mich damit nicht aus.» Seine Ausrede: «Wenn man den Leuten das mehr erklären würde, dann würde es den Leuten auch bewusster werden.»

Auch sein teurer Schmuck lasse es nicht zu, dass er beispielsweise mit der Bahn fahre, sagt Mandir. Als Beispiel nimmt er seine Armbanduhr, eine mehrere Zehntausend Franken teure goldene Rolex Oyster Perpetual. «Ich kann doch beispielsweise mit dieser Armbanduhr nicht in der U-Bahn fahren. Das klappt nicht.»

Superreiche verursachen gigantische CO₂-Massen

Dabei wäre eine Einsparung an Emissionen bei den Superreichen nötig. Zahlen des Stockholmer Umweltinstituts zeigen: Die reichsten zehn Prozent der Welt verursachen neunmal mehr CO₂ pro Kopf, als eigentlich angemessen wäre, um das Klimaziel von 1,5 Grad zu erreichen.

Laut einem Bericht der «Zeit» stösst in Deutschland ein Durchschnittsbürger elf Tonnen CO₂ aus. Sogenannte Superreiche, die mehr als 100 Millionen Dollar auf dem Konto haben, kommen hingegen auf bis zu 2000 Tonnen CO₂, manchmal auch mehr. Die Schweizer Zahlen bewegen sich in einem ähnlichen Bereich.

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Am Ende zeigt sich: Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verursachen gesamthaft mehr CO₂ als der Mittelstand, zu dem in Deutschland rund 50 Prozent aller Personen gehören. Einige Superreiche haben in der Zwischenzeit reagiert, verkaufen etwa ihre Privatjets.

Jungunternehmer Stratmann kann darüber nur lachen. Als ihn der Reporter an einem Abend beim Feiern begleitet – natürlich in der exklusiven Privat-Lounge – schnappt er sich eine Flasche Champagner und kippt sie in den Eis-Kübel mit den Worten: «Hier. Das würde ich als Verschwendung bezeichnen. Ich lebe mein Leben, bin glücklich – und alles andere ist mir scheissegal.» (zis)

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