Vor einem Monat war er positiv auf das Coronavirus getestet worden. Als erste Person in Italien, wo ein Corona-Tsunami seinen Lauf nahm, der bislang mehr als 6200 Menschenleben gefordert hat. Jetzt hat sich Italiens «Patient 1» in einer Audiobotschaft zu Wort gemeldet. Er habe die Krankheit überstanden und sei aus dem Krankenbett entlassen worden: «Ich hatte grosses Glück, denn ich konnte geheilt werden», sagt der 38-jährige Mann, der nur unter dem Namen Mattia bekannt ist.
Seinen richtigen Namen und sein Gesicht will er geheim halten. Was man weiss: Der Manager von Unilever in Casalpusterlengo war am 20. Februar der erste registrierte Infizierte des Corona-Ausbruchs in Italien. Sein Fall als «Patient 1» im Krankenhaus des lombardischen Codogno galt als Beginn der Ausbreitung des Virus in Italien. Experten gehen heute jedoch davon aus, dass das Virus schon länger in Italien kursierte.
Selber wieder atmen
Mit klarer, ruhiger Stimme führt Mattia in einer Audiobotschaft an die Zeitung «Repubblica» aus, dass er fast drei Wochen auf der Intensivstation gewesen sei. Er musste beatmet werden und war ohne Bewusstsein. Als er wieder zu sich gekommen sei, «waren überall um mich Menschen, die wie Astronauten verkleidet schienen. Ich verstand nicht, was passiert war und wo ich war.» Er habe grosses Glück gehabt. Das Schönste sei, wieder selbst atmen zu können.
Mattia fordert die Menschen dazu auf zu Hause zu bleiben: «Bleiben Sie im Haus: Ich wurde behandelt, aber jetzt ist es vielleicht nicht mehr garantiert. Prävention ist unerlässlich, um die Verbreitung des Virus zu vermeiden, selbst um den Preis, dass man sich von Freunden und Lieben entfernt. Wir wissen nicht, wer ansteckend sein kann.»
«Hoffnung für die ganze Nation»
«Im Vergleich zu der Zeit, in der ich aufgenommen wurde», fügte er in der Audiobotschaft hinzu, die an einer Pressekonferenz abgespielt wurde, «stehen jetzt möglicherweise keine Ärzte zur Verfügung.» Italien ist derzeit das in Europa vom Coronavirus am stärksten getroffene Land. Die Johns-Hopkins-Universität zählt mehr als 69'000 Infizierte und mehr als 6800 Todesfälle. Die Kapazitäten des Gesundheitswesens sind vielerorts erschöpft.
Mattia dankte allen Ärzten und dem Pflegepersonal. Inzwischen hat er erfahren, dass auch sein Vater am Covid-19-Virus verstarb. In die Trauer mischt sich Freude. Bald halte er seine Tochter im Arm, die in wenigen Tagen geboren werden soll.
«Mattia», kommentierte dazu die «Repubblica», «ist zu einer Hoffnung für die ganze Nation geworden.» In Italien gelten rund 8300 Menschen offiziell als geheilt. (kes)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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