Nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler von Österreich bricht für Sebastian Kurz (35) am Donnerstag eine neue Ära an. Als Fraktionsvorsitzender der Österreichischen Volkspartei ÖVP übernimmt er einen Sitz im österreichischen Nationalrat. Seine Ära im Zentrum der Macht ist allerdings zumindest vorübergehend vorbei.
Am Donnerstagmorgen veröffentlicht der Alt-Kanzler ein emotionales Video. Unter dem Titel «Weiterarbeiten für Österreich» sagt Kurz, die vergangenen Tage seien «wie eine Achterbahnfahrt» gewesen. «Enttäuschung, Resignation, Wut – all das sind Gefühle, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Denn, um ehrlich zu sein, für mich hat es sich genauso angefühlt», sagt Kurz.
Fokus auf stabile Regierung
Nun gehe es aber darum, dass Österreich wieder stabil regiert werde. Deshalb habe er einen Schritt zur Seite gemacht. Die Vorwürfe, dass Kurz hinter dem neuen Kanzler Alexander Schallenberg (52) zu einem Schattenkanzler werde, bestreitet er. «Ich werde aber alles tun, um Alexander Schallenberg und sein Regierungsteam bestmöglich zu unterstützen», sagt Kurz.
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So spricht er über geleakte SMS, in denen er sich im Ton vergriff und unter anderem den ehemaligen Parteichef der ÖVP als «Arsch» bezeichnete. Kurz sagt, nicht alle SMS, die derzeit von den Medien abgehandelt würden, stammten auch von ihm. Dennoch habe er sich teilweise im Ton vergriffen. «Aber genauso, wie ich zu Hause nicht im Anzug herumlaufe, genauso bin ich nicht nur ein Politiker, sondern ein Mensch. Ich bin kein Roboter, sondern ein Mensch mit Fehlern, und ja, leider auch manchmal mit Formulierungen, die ich öffentlich nicht verwenden würde», beteuert der ehemalige Kanzler.
Vorwürfe sollen entkräftet werden
Sebastian Kurz musste diese Woche nach Hausdurchsuchungen bei engen Vertrauten zurücktreten. Er wird verdächtigt, mit gefälschten Studien die öffentliche Meinung gekauft zu haben. Bezahlt worden seien diese mit Steuergeldern, lautet ein Vorwurf.
Kurz geht davon aus, dass alle Vorwürfe gegen ihn entkräftet werden. «Ich habe mir in meinem ganzen Leben noch nicht strafrechtlich irgendwas zuschulden kommen lassen», sagt er. Deshalb sei er froh, dass auch Experten Zweifel an den Vorwürfen gegen ihn hätten. «Immer mehr Experten sagen, es gebe keine Hinweise auf eine Anstiftung. Das werde ich am Ende des Tages auch beweisen.» (zis)