Die Bilder von getöteten Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha haben weltweit Entsetzen ausgelöst. Nur wenige Kilometer von dem Massaker entfernt, wurde im Dorf Motyschyn eine weitere furchtbare Entdeckung gemacht.
Die Bürgermeisterin des Ortes, Olga S.*, wurde erschossen und in einer Sandgrube verscharrt. Ihr Mann Igor S.* und ihr Sohn Alexander S.* lagen ebenfalls bei ihr. Auch sie wurden laut Berichten vor Ort erschossen. Nebst den dreien wurde noch eine vierte Leiche gefunden, die bis jetzt aber noch nicht identifiziert werden konnte.
Rückzug der Russen machen Gräueltaten sichtbar
Wie die «Sun» berichtet, hatten die russischen Truppen zuvor die Unterstützung der örtlichen Beamten und der Bürgermeisterin verlangt. Als sich diese jedoch weigerte, gingen die Soldaten zur Tötung über.
S. und ihre Familie wurden am 23. März entführt und galten seither als vermisst – bis jetzt. Der Rückzug der Russen aus den Kiewer Vororten hat nun zur Folge, dass die von ihnen verübten Grausamkeiten nach und nach ersichtlich werden. Nicht nur die Bürgermeisterin und ihre Familie wurden getötet. Anderswo im Dorf wurde ein weiteres Opfer gefunden, das von Russen erschossen und in einen Brunnen geworfen worden war. Um wen es sich dabei handelt, ist unklar.
Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk (43) hat am Sonntag die Ermordung der Bürgermeisterin gegenüber der Nachrichtenagentur AP bestätigt. Derzeit sollen sich 11 weitere ukrainische Bürgermeister in russischer Gefangenschaft befinden, wie «Newsweek» schreibt.
Strafgerichtshof hat Untersuchung über mögliche Kriegsverbrechen eingeleitet
Bereits seit Kriegsausbruch ist klar, dass Russlands Truppen mit unglaublicher Gewalt vorgehen und jeden Widerstand auf brutalste Art bestrafen. Die Liste der Gräueltaten ist lang. Das Massaker in Butscha hat bewiesen, dass die russischen Truppen keine Gnade kennen. 300 Zivilisten wurden von russischen Soldaten erschossen und anschliessend einfach liegengelassen.
Nun hat sich der internationale Strafgerichtshof in Den Haag eingeschaltet und eine Untersuchung über mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine eingeleitet.
Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte, dass sie Fälle dokumentiert habe, in denen russische Soldaten in den besetzten Gebieten von Tschernihiw, Charkiw und Kiew möglicherweise Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung begangen haben. (ced)
* Namen bekannt