Sie wollte nur auf ihren Enkel (11) aufpassen und wurde von zwei Hunden zerfleischt. Esther M.* (†68) kam bei einer furchtbaren Attacke am Samstag in Jaywick in Grossbritannien ums Leben. Bei den Tieren soll es sich um zwei American Bully handeln. Die Rasse entstand Ende der 1980er Jahre in den USA aus einer Kreuzung von American Pit Bull Terrier und American Staffordshire Terrier. Ziel war ein noch muskulöserer Hund.
Esther M. hatte darum keine Chance, als sich die Tiere auf sie stürzten. Die Hunde sollen dem Ex-Mann (39) ihrer Tochter gehören. Die Seniorin hatte sich schon immer vor den Tieren gefürchtet. «Meine Mutter hatte ihm gesagt, dass die Hunde gefährlich und ziemlich aggressiv seien», berichtet die älteste Tochter Sonia M. gegenüber der BBC.
Bub lief schreiend aus dem Haus
Als Esther M. am Samstag zu Besuch kam, verliess der Ex-Mann das Haus und liess das Grosi, den Enkel und die Hunde allein. Kurz darauf kamen sich die sechs Welpen, die sich ebenfalls im Haus befanden, in die Quere und fingen an, zu kämpfen. Um die Hunde abzulenken, soll die Seniorin einen Besen genommen und zwischen die Welpen gestellt haben. Offenbar zu viel für die Bully-Eltern. Sie stürzten sich auf Esther M. und bissen zu.
Laut Sonia M. soll ihr Neffe «schreiend aus dem Haus gerannt sein», um Hilfe zu holen. Nachbarn hätten noch versucht, die Hunde mit Spaten von der Dame wegzustossen. Ohne Erfolg. Als die Rettungskräfte eintrafen, war es bereits zu spät. Die beiden Hunde wurden kurz darauf von der Polizei erschossen. Der Ex-Mann ihrer Tochter wurde festgenommen.
Für Ausnahmen sind strikte Anforderungen zu erfüllen
Es ist nicht der erste tödliche Angriff dieser Rasse. Nach Angaben der Bullywatch-Webseite sind American XL-Bullys, andere Bully-Arten oder Mischlinge inzwischen für die meisten Hundeangriffe im Vereinigten Königreich verantwortlich. Die Gruppe listet elf Todesfälle und drei weitere mutmassliche Todesfälle seit 2021 auf.
Die britische Regierung hat deswegen reagiert. Die Haltung ohne Genehmigung ist in Grossbritannien und Wales seit vergangener Woche Donnerstag verboten. Für Ausnahmen sind strikte Anforderungen zu erfüllen.
So müssen Halter bis zum 30. Juni nachweisen, dass ihr XL Bully kastriert wurde, bei Welpen bis zu einem Alter von einem Jahr ist das bis Ende 2024 notwendig. Gefordert werden ausserdem der Abschluss einer Haftpflichtversicherung für Haustiere – und, dass die Hunde einen Mikrochip tragen. Hundebesitzern drohen bei einer Attacke ihrer Tiere bis zu 14 Jahre Haft.
Tierschützer kritisieren, ein Verbot löse die Probleme nicht. Vielmehr könnten Gefahren zunehmen, weil es den Hunden an Auslauf fehle. Ausserdem gebe es zu wenige Tierärzte und -heime, um einem möglichen Anstieg von Kastrierungen und Einschläferungen sowie von ausgesetzten XL Bullys zu begegnen. (jmh/SDA)
* Namen bekannt