Sie können einen ruhigen, entspannten Flug in einen Schüttel-Horror verwandeln: Luftlöcher, wie sie im Volksmund genannt werden. Oder wissenschaftlich ausgedrückt: «Clear Air Turbulence», kurz CAT.
Immer wieder werden Piloten und Passagiere von einem CAT überrascht. Denn: Frühwarnsysteme für dieses Phänomen gibt es nicht. Bedeutet: Wer nicht angeschnallt ist, wird plötzlich herumgewirbelt. Wie heftig das sein kann, zeigen gleich mehrere Horror-Flüge, etwa einer ALK-Maschine von Pristina nach Basel oder eines Inlandsfluges in Indien, bei dem an Bord eine Massenpanik ausbrach. Besonders krass verlief zudem ein Flug von Madrid nach Buenos Aires, bei dem zwölf Passagiere verletzt wurden. Nun das neueste Beispiel: Eine Delta-Airlines-Maschine war von Italien aus in die USA geflogen. Die Bilanz: Elf Menschen mussten ins Spital eingeliefert werden.
Solche Turbulenzen sind noch die Ausnahme – aber nicht mehr lange. Wer künftig ins Flugzeug steigt, muss damit rechnen, von einem Luftloch überrascht zu werden. Schuld daran ist der Klimawandel. Davon ist der britische Atmosphärenforscher Paul Williams überzeugt, wie der «Spiegel» berichtet.
Doppelt so viele Turbulenzen wie jetzt
Ein CAT entsteht, wenn grössere Luftmassen (Jetstreams) mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Richtung aufeinandertreffen. Im Moment passiert dies noch ab und zu. Doch wegen des massiven CO2-Ausstosses werden die Streams immer unruhiger. Das würden Auswertungen von Satellitenbildern der letzten Jahrzehnte zeigen. Die Folge: immer mehr CATs in der Luft. Und mittendrin zahlreiche Flugzeuge voll mit Passagieren.
Die Prognose von Williams: Ab 2050 wird sich die Zahl der CAT-Ereignisse verdoppeln. Besonders Flüge über Europa und den Atlantik wären davon betroffen. Hier seien die Streams besonders unbeständig. Einen kleinen Lichtblick gibt es bei aller Turbulenzen-Panik. Forscher sind gerade daran, ein CAT-Warnsystem zu entwickeln. Das stoppt zwar nicht die Turbulenzen, aber wenigstens können sich Crew und Passagiere besser schützen. (jmh/nad)