Schlimmer Verdacht gegen Terrorgruppe
Hisbollah soll Abtransport der gefährlichen Fracht verhindert haben

Ein moldauischer Frachter hat den Tod im Jahr 2013 nach Beirut gebracht. Einmischung der Terrorgruppe Hisbollah könnte den Abtransport des Ammoniumnitrats verhindert und damit zur Katastrophe geführt haben.
Publiziert: 06.08.2020 um 04:28 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2020 um 21:54 Uhr
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Der Frachter «Rhosus» brachte das hochgefährliche Ammoniumnitrat 2013 nach Beirut. Blieb es dort wegen der Hisbollah?
Foto: zVg

Dschihad-Gruppen wissen von der verheerenden Wirkung von Ammoniumnitrat. Gleich 2750 Tonnen davon lagerten im Hangar von Dock 12 im Hafen von Beirut. Islamisten und Terroristen verwenden die chemische Verbindung seit Jahren bei Selbstmordbombern und dem Bau von anderen Sprengsätzen.

Auch der hingerichtete US-Terrorist Timothy McVeigh (†33) hatte die Substanz benutzt, um im April 1995 in Oklahoma City in den USA ein Bürogebäude in die Luft zu jagen. Der norwegische Rechtsextremist Andres Breivik (41) verwendete Ammoniumnitrat beim Bau der Bombe, die er 2011 in Oslo zündete.

Gibt es Verbindungen zwischen dem im Beiruter Hafen gelagerten Ammoniumnitrat und der Hisbollah? Die islamistisch-schiitische Terrorgruppe ist im Libanon nicht nur über ihre Miliz militärisch ein Machtfaktor, sondern auch politisch als Partei.

Hat Terrorgruppe Hisbollah den Abtransport des Ammoniumnitrats verhindert?

Das Ammoniumnitrat stammt von der «Rhosus», einem Schiff, das im Jahr 2013 unter moldauischer Flagge Richtung Mosambik unterwegs war. Das Schiff war in Beirut mitsamt Fracht beschlagnahmt worden. Es hatte keine Lizenz und die hochgefährliche Ladung wurde entdeckt. Dass im Hafen von Beirut die gefährliche Fracht lagerte, war daher längst bekannt. Demnach gab es mehrere Schreiben der Zollbehörde an ein zuständiges Gericht, mit der Forderung, die Chemikalien an einen sicheren Ort zu befördern.

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Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der verheerenden Explosion in Beirut finden sich weiterhin nicht. Doch offenbar könnte das Ammoniumnitrat aus Angst vor der schiitischen Terrormiliz nicht wegbefördert worden sein.

Recherchen der «Bild» zeigen, dass die Einflussnahme der Hisbollah womöglich dazu führte, dass es sieben Jahre später zu dieser Katastrophe kam. In dem Zoll-Schreiben des Jahres 2016 erklärt der damalige Zolldirektor: Sollte ein Export der Ladung nicht möglich sein, könne «die Fracht auch, wie von der Armee empfohlen, an das libanesische Sprengstoff-Unternehmen ‹Majdal Shams› verkauft werden.» Dieses Unternehmen, so heisst es, sei allerdings auch ein Ort im von Israel annektierten Golan. In bloss vier Kilometern Entfernung befinde sich - auf syrischer Seite - das Dorf Khadar, wo die Hisbollah «massive Terrorstrukturen» unterhalte. (kes)

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