Heute wird der Friedensnobelpreis vergeben
Thunberg, Nawalny oder doch Trump?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Klimaaktivistin Greta Thunberg, Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern oder doch Donald Trump? Am Freitag (ab 11 Uhr) wird in Oslo verkündet, wer in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhält.
Publiziert: 09.10.2020 um 04:49 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2020 um 07:53 Uhr
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Klimaaktivistin Greta Thunberg gehört zu den Favoritinnen .

Die Gewinner der Nobelpreise 2020 gibt es immer im Ticker.

Der Preis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt und ist diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 1 Mio Franken) dotiert. Im vergangenen Jahr war er an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed (44) gegangen, der damit vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden war.

Für Abiys Nachfolge sind mehr als 300 Kandidaten im Rennen. 211 Persönlichkeiten sowie 107 Organisationen sind nach Angaben des norwegischen Nobelkomitees fristgerecht für den diesjährigen Preis vorgeschlagen worden. Das entspricht der vierthöchsten Zahl an Nominierungen jemals, liegt jedoch deutlich unter dem Spitzenwert von 376 Nominierten aus dem Jahr 2016. Für die Auswahl des Preisträgers ist eine Jury zuständig, die vom norwegischen Parlament ernannt wird.

Die Namen der Kandidaten werden von den Nobel-Institutionen traditionell für 50 Jahre geheimgehalten. Manche werden jedoch schon vorab von denjenigen preisgegeben, die die Nominierung eingereicht haben – das dürfen unter anderen Politiker, Akademiker und frühere Friedensnobelpreisträger. Im Frühjahr gaben zwei schwedische Abgeordnete bekannt, ihre junge Landsfrau Greta Thunberg (17) und die Klimabewegung Fridays for Future aufgestellt zu haben. Abgeordnete der Linksfraktion im Bundestag schlugen Wikileaks-Gründer Julian Assange (49) sowie die Whistleblower Edward Snowden (37) und Chelsea Manning (32) vor. Eine norwegische Parlamentsfraktion nominierte die Bevölkerung Hongkongs für ihren Kampf für Freiheit und Demokratie.

Trump wohl auch nominiert – Ardern hat gute Chancen

Ein norwegischer Abgeordneter machte zudem bekannt, US-Präsident Donald Trump (74) für dessen Engagement für das Abkommen zwischen den Vereinten Arabischen Emiraten und Israel nominiert zu haben, allerdings für den Preis 2021. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Trump auch für die diesjährige Auszeichnung vorgeschlagen worden ist. Experten räumen ihm keine Chancen ein.

Geht es nach den Wettanbietern, dann können sich die WHO, Thunberg und die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern (40) die grössten Hoffnungen auf den diesjährigen Preis machen. Die Namen sind aber mit Vorsicht zu geniessen: Wer sich beim norwegischen Nobelkomitee im engeren Favoritenkreis befindet, daraus wird alljährlich ein grosses Geheimnis gemacht. Theoretisch man deshalb deshalb auf Personen und Organisationen wetten, die gar nicht nominiert worden sind.

Menschenrechte und Umwelt im Fokus

Beim Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hält es Direktor Dan Smith für möglich, dass das Nobelkomitee diesmal einen Preis für den Kampf für Menschenrechte oder die Umwelt ins Auge fassen könnte. Der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, kann sich vorstellen, dass der Preis erstmals an eine Journalistenorganisation wie das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) geht. Auch der russische Oppositionelle Alexej Nawalny (44) sowie junge Aktivistinnen aus dem Sudan, Libyen und Somalia stehen weit oben auf Urdals Favoritenliste.

Der Friedensnobelpreisträger wird im Gegensatz zu den anderen Nobelpreisträgern nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, eigentlich auch überreicht. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist diesmal aber unklar, ob der Preisträger nach Norwegen reisen kann oder digital zur Preisvergabe zugeschaltet wird. Die feierliche Preiszeremonie wird auch nicht wie üblich im Osloer Rathaus, sondern in deutlich kleinerem Rahmen in der Aula der Universität der Stadt stattfinden. (nim/SDA)

Die Friedensnobelpreisträger seit dem Jahr 2010

Der Friedensnobelpreis wurde erstmals im Jahr 1901 vergeben. Besonders kontrovers wurde die Verleihung an den damaligen US-Präsidenten Barack Obama im Jahr 2009 diskutiert. Seitdem gab es folgende Preisträger:

2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed für seine Bemühungen für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea.

2018: Denis Mukwege (Kongo) und Nadia Murad (Irak) für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten.

2017: Die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) für ihre Bemühungen, die Aufmerksamkeit auf die katastrophalen Folgen des Gebrauchs von Atomwaffen zu richten, sowie ihren bahnbrechenden Einsatz für einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen.

2016: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos für seine entschlossenen Bemühungen, den mehr als 50 Jahre währenden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden.

2015: Das Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien für seinen entscheidenden Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie in Tunesien nach der sogenannten Jasmin-Revolution 2011.

2014: Malala Yousafzai (Pakistan) und Kailash Satyarthi (Indien) für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und jungen Leuten sowie für das Recht aller Kinder auf Bildung.

2013: Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) für ihren Einsatz gegen die weltweit geächteten Massenvernichtungswaffen.

2012: Die Europäische Union (EU) für ihren mehr als sechs Jahrzehnte währenden Beitrag für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in Europa.

2011: Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee (beide Liberia) sowie Tawakkul Karman (Jemen) für den gewaltfreien Kampf zur Stärkung der Rechte von Frauen.

2010: Liu Xiaobo (China) wegen seines langen und gewaltfreien Einsatzes für die Menschenrechte in seiner Heimat.

Der Friedensnobelpreis wurde erstmals im Jahr 1901 vergeben. Besonders kontrovers wurde die Verleihung an den damaligen US-Präsidenten Barack Obama im Jahr 2009 diskutiert. Seitdem gab es folgende Preisträger:

2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed für seine Bemühungen für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea.

2018: Denis Mukwege (Kongo) und Nadia Murad (Irak) für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten.

2017: Die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) für ihre Bemühungen, die Aufmerksamkeit auf die katastrophalen Folgen des Gebrauchs von Atomwaffen zu richten, sowie ihren bahnbrechenden Einsatz für einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen.

2016: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos für seine entschlossenen Bemühungen, den mehr als 50 Jahre währenden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden.

2015: Das Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien für seinen entscheidenden Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie in Tunesien nach der sogenannten Jasmin-Revolution 2011.

2014: Malala Yousafzai (Pakistan) und Kailash Satyarthi (Indien) für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und jungen Leuten sowie für das Recht aller Kinder auf Bildung.

2013: Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) für ihren Einsatz gegen die weltweit geächteten Massenvernichtungswaffen.

2012: Die Europäische Union (EU) für ihren mehr als sechs Jahrzehnte währenden Beitrag für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in Europa.

2011: Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee (beide Liberia) sowie Tawakkul Karman (Jemen) für den gewaltfreien Kampf zur Stärkung der Rechte von Frauen.

2010: Liu Xiaobo (China) wegen seines langen und gewaltfreien Einsatzes für die Menschenrechte in seiner Heimat.

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