Kann die Vize-Kandidatin Schlammschlacht?
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TV-Debatte Pence vs Harris:Kann die Vize-Kandidatin Schlammschlacht?

Heute liefern sich Pence und Harris das erste TV-Duell – Blick TV berichtet live
Kann die Vize-Kandidatin Schlammschlacht?

Am Mittwoch treffen Mike Pence und Kamala Harris das erste Mal im TV aufeinander. Der Trump-Vize sollte sich besser warm anziehen. Blick TV überträgt die Debatte live.
Publiziert: 06.10.2020 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2020 um 22:06 Uhr
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Will die erste Frau im Vizepräsidentenamt werden: Kamala Harris.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Sie schimpften, schrien, beleidigten sich. Das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump (74) und Joe Biden (77) war so irr, dass man es auch gut eine Woche später noch schwer fassen kann. Ob es überhaupt einen zweiten Showdown gibt? Fraglich, denn der an Covid-19 erkrankte Amtsträger ist aktuell schliesslich noch in Quarantäne. Trump kündigte allerdings bereits an, unbedingt ein zweites Duell zu wollen.

Umso mehr rücken ihre Stellvertreter in den Vordergrund: der erzkonservative Mike Pence (61) und die liberale Senatorin Kamala Harris (55). Die beiden Co-Stars im Kampf um die Präsidentschaft treffen am Mittwochabend (Ortszeit) in Salt Lake City das erste Mal aufeinander. Neuerung nach der Corona-Erkrankung des US-Präsidenten: Die ­Vizes sollen hinter Plexiglas-Scheiben ihre Argumente ­austauschen. Pence sträubt sich noch dagegen. Doch klar ist schon jetzt: Die aktuelle Nummer 2 der USA, Mike Pence, sollte sich besser warm anziehen!

Eine Frau mit Prinzipien

«Die Sache ist die: Jedes Amt, für das ich kandidiert habe, habe ich als Erste gewonnen. Als erste Person mit Migrationshintergrund. Als erste Frau. Erste farbige Frau. Jedes Mal», zitiert der «New Yorker» die ehemalige kalifornische Staatsanwältin Harris, die nun die erste US-Vizepräsidentin werden könnte.

Wenn das mal keine Kampfansage ist. Und Kämpfe hat die in Oakland (Kalifornien) geborene Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners tatsächlich schon zur Genüge ausgefochten. In Washington studierte sie Politikwissenschaft und Wirtschaft, später in Kalifornien Rechtswissenschaften.

2003 wurde sie zur Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt. Dort traf sie umstrittene Entscheidungen: Im Wahlkampf versprach sie, als Staatsanwältin niemals die Todesstrafe anzustreben. Sie hielt sich daran, zog nach der Tötung eines Polizisten aber Protest auf sich.

Als sie sich als Attorney General – was in den USA die Positionen der Justizministerin und der Generalstaatsanwältin verbindet – bewarb, versprach sie, trotz ihrer persönlichen Opposition die Todesstrafe im neuen Amt vollstrecken zu lassen – und wieder hielt sie sich daran.

Erst Vizepräsidentin – dann die Nummer 1?

Als zweite Afroamerikanerin wurde sie 2016 in den US-Senat gewählt. Ihr Auftrag sei wie früher, sagte sie damals: für die Rechte aller Menschen in Kalifornien zu kämpfen. Anfang 2019 gab sie bekannt, dass sie sich für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewerbe. Zu Beginn galt sie als aussichtsreiche Bewerberin – doch schon im Dezember vergangenen Jahres stieg sie aus. Ein guter Zeitpunkt: Erst später lieferten sich die demokratischen Bewerber Schlammschlachten. Und dann stellte auch noch die Corona-Krise die Vorwahlen auf den Kopf.

Ihre Gegner versuchten, die Law-and-Order-Vergangenheit gegen sie zu verwenden. Einige ihrer Entscheidungen wurden von Kritikern nicht im Einklang mit ihrem Versprechen nach Reformen eines «kaputten» Strafjustizsystems gesehen. Sie musste aufgeben.

Harris ist moderat, gesetzt, ihre Auftritte sind durchchoreografiert. Im Senat hat sie bewiesen, hartnäckig Fragen stellen zu können und eine Problemlöserin zu sein. Kritisiert wird häufiger, dass sie sich ideologisch nicht verorten lässt. Vielleicht ist aber gerade das im aufgeheizten US-Wahlkampf der Schlüssel zum Erfolg.

Auch wenn Joe Biden mit ihrer Nominierung lange zögerte: Kamala Harris ist alles andere als eine zweite Wahl. Als schwarze Frau kann sie die afroamerikanischen Wähler gut mobilisieren. Und sie ist verhältnismässig jung. Beim 77-jährigen Biden ist schliesslich nicht garantiert, dass er die Amtszeit gesundheitlich übersteht – oder gar ein zweites Mal antreten kann. Dann könnte Harris' ganz grosse Stunde kommen. Die erste Frau im Weissen Haus zu sein, würde jedenfalls perfekt in ihren Lebenslauf passen.

Blick TV zeigt die Debatte live ab 3 Uhr.

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