Die grösste Demokratie der Welt bricht traurige Rekorde. Noch immer erreicht Indien täglich Corona-Höchststände. Am Donnerstag waren es 412'262 Neuinfektionen und 3980 Tote – so viele wie noch nie.
Und die Welt schickt Hilfe. Am Freitagmorgen landete auch das erste Frachtflugzeug aus der Schweiz in Neu Delhi. An Bord hatte es 13 Tonnen medizinische Hilfsgüter: Sauerstoff-Konzentratoren, Atmungsgeräte, Schutzkleidung.
Die Knacknuss: die Verteilung vor Ort. Längst hat die Pandemie mehr als das Epizentrum Delhi erfasst, das Virus wütet in den Dörfern. Weil die Regierung überfordert ist, springen riesige Privatunternehmen ein. Ihnen kommt eine Schlüsselrolle zu, schreibt die «Bild» – und sie gehören mehrheitlich einer bestimmten Minderheit an: den Parsen.
Reicher als Schweizer
Das Volk, deren Glauben auf den Propheten Zarathustra zurückgeht, bleibt unter sich, ist klein – und oft superreich. Früher wegen ihres Glaubens verfolgt, sind Parsen heute für ihre gute Bildung und Wohltätigkeit hoch angesehen. Grosszügige Spenden und Wohltaten gehören zum monotheistischen Glauben (die Parsen glauben an einen Gott, unterscheiden klar zwischen Gut und Böse) und der Kultur der Parsen.
Die indische Minderheit – nur etwa einer von 25'000 Staatsbürgern ist zugleich Parse – sei das reichste aller Völker, schreibt «Bild». Wegen zahlreicher Grossfirmen, die von Parsen gegründet wurden, sei das Volk pro Kopf im Schnitt gar vermögender als Katarer, Schweizer und Norweger.
Ganz vorne dabei: Adar Poonawalla (40). Laut Forbes liegt sein Privatvermögen bei umgerechnet 11,6 Milliarden Schweizer Franken, seine Familie gilt als die sechstreichste Indiens. Die von seinem Vater gegründete Firma «Serum Institute of India» in Pune ist der grösste Impfproduzent der Welt, dort wird der grösste Teil des weltweiten Astrazeneca-Bedarfs hergestellt. Trotz Streitigkeiten mit der indischen Regierung senkte Poonwalla angesichts der Krise den Preis für die Impfdosen für Indien vergangene Woche laut «FAZ» um ein Viertel.
Auch Ratan Tata (83) springt in die Bresche. Er ist Chef der Tata-Stiftungen, die wiederum Tata Sons kontrollieren, die grösste Unternehmensgruppe Indiens. Sie hat umgerechnet 186,5 Millionen Franken für Covid-Massnahmen bereitgestellt. Die Stahltochter (Tata Steel) und TCS beschaffen medizinische Geräte und Hilfsgüter in China, Amerika, Südkorea und in Indien. Die Hoteltochter («Taj», «Vivanta») habe in Zusammenarbeit mit Kliniken in elf Grossstädten 900 Hotelzimmer als Quarantäne- und Krankenzimmer hergerichtet, unter anderem in Chennai (Tamil Nadu), Guwahati (Assam), Indore (Madhya Pradesh).
Der bekannteste Parse: Freddie Mercury
Die «Bild» listet weitere milliardenschwere Parsen auf, die nun kräftig helfen dürften:
Pallonji Mistry (um 91), 13,4 Milliarden Franken, Grossaktionär bei Tata Sons und bei der Shapoorji Pallonji Group (Bau)
Die Ahnen von Nusli Wadia (77, 3,4 Milliarden) bauten einst Schiffe für das britische Weltreich, machen heute in Frotteehandtüchern (Bombay Dyeing) und Keksgebäck (Britannia)
Der Clan von Adi Godrej (79, 2,2 Milliarden) verkauft Vorhängeschlösser, Tresore, Konsumgüter – und verwaltet gigantischen Immobilienbesitz
Einer der bekanntesten Parsen kann leider nicht mehr helfen: Auch Freddie Mercury (†45) gehörte zu dem besonderen Volk. Der Queen-Sänger starb allerdings 1991. (red)