Gegen den Flugzeughersteller Boeing werden schwere Vorwürfe erhoben. Er soll bei der Entwicklung des Todesfliegers 733 Max geschlampt haben. Auch die US-Bundesluftfahrtbehörde FAA steht in der Kritik, da sie offenbar ihren Teil dazu beigetragen hat.
Jetzt mischt sich der Pilot «Sully» Sullenberger in die Diskussion ein. 2009 wurde er als «Held vom Hudson» bekannt. Damals musste er mit einem Passagierflugzeug auf dem New Yorker Fluss Hudson notlanden. Mit der Aktion rettete er allen 154 Passagieren und den Crew-Mitgliedern das Leben. Jetzt übt er scharfe Kritik: «Unsere Glaubwürdigkeit als führende Luftfahrtnation ist beschädigt.»
«So etwas ist beispiellos in der modernen Luftfahrtgeschichte»
Innerhalb von fünf Monaten gab es zwei Abstürze mit einer Boeing 737 Max, bei denen alle Insassen starben. «So etwas ist beispiellos in der modernen Luftfahrtgeschichte», sagt Sullenberger dem dem Onlineportal «marketwatch.com».
Die Luftfahrtbehörde FAA habe seit Jahren keine ausreichenden Budgets zur Verfügung gestellt, um eine angemessene Aufsicht über die rasant wachsende globale Luftfahrtindustrie sicherzustellen. «Es sind zum Beispiel nicht genügend Mitarbeiter vorhanden, um alle Flugzeugzertifizierungen zu überwachen.» Stattdessen wurde ein Grossteil dieser Arbeiten einfach an die Flugzeughersteller ausgelagert.
In vielen Fällen wurden auch strengere Sicherheitsstandards, die von FAA-Mitarbeitern zu Recht gefordert wurden, vom eigenen Management abgelehnt. «Häufig unter Druck von Unternehmen oder der Politik», sagt Sullenberger. Für ihn ist klar, dass die FAA nicht unabhängig genug ist, um ihrer Aufgabe seriös nachzukommen. Die Beziehung zwischen der Industrie und den Aufsichtsbehörden sei zu freundschaftlich.
«Nichts ist kostspieliger als ein Unfall»
Eigentlich hätte bereits nach dem Absturz der Lion Air Maschine im vergangenen Oktober in Indonesien viel mehr gemacht werden müssen. Es wurde aber berichtet, dass Boeing in Gesprächen mit der FAA das Ausmass der erforderlichen Änderungen zurückgedrängt hatte. Nach dem zweiten Absturz in Äthiopien wandte sich der Boeing-CEO gar an den US-Präsidenten, damit die 737 Max nicht aus dem Verkehr gezogen wird – das Flugzeug wurde dann aber trotzdem gegroundet.
Der Flugzeughersteller Boeing habe sich darauf konzentriert, sein Produkt zu schützen. Aus Sicht von Sullenberger war dies falsch: «Der der beste Weg, die Marke oder das Produkt zu schützen, ist der Schutz der Menschen, die es benutzen.» Die Basis jeden Geschäfts sei Vertrauen. «Nichts ist kostspieliger als ein Unfall. Nichts.» Die beiden Abstürze werden Boeing schätzungsweise mehrere Milliarden Dollar kosten. (bra)