Auf einen Blick
- Syrer sticht in Villach auf Passanten ein, tötet 14-Jährigen
- Essenskurier stoppt Angreifer mit Auto
- Täter verletzte mindestens sechs Personen
Im österreichischen Villach kam es am Samstag nach 16 Uhr zu einer blutigen Gewalttat. Ein 23-jähriger Syrer stach mit einem Klappmesser auf Passanten ein. Er tötete dabei einen 14-Jährigen. Drei Personen befinden sich auf der Intensivstation, zwei weitere wurden leicht verletzt.
Laut dem österreichischen Innenminister Gerhard Karner (57) handelt es sich bei der Bluttat vom Samstagnachmittag um einen islamistischen Anschlag mit IS-Bezug. Dies hätten erste Ermittlungsergebnisse ergeben. Der Attentäter habe sich in kürzester Zeit über das Internet radikalisiert, teilte Karner anlässlich der Pressekonferenz vom Sonntagmittag mit.
Radikalisiert haben soll sich der Täter via Tiktok innerhalb von drei Monaten, wie «oe24» aus Polizeikreisen erfuhr. Darauf liessen mehrere Handys, die bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des 2020 nach Österreich gekommenen Syrers gefunden wurden, schliessen. Jedenfalls soll er erst im genannten Zeitraum diversen islamistischen Predigern und radikalen Influencern gefolgt haben.
Mitbewohner will nichts von Radikalisierung gewusst haben
Hinweise auf einen zweiten Täter gibt es laut Ermittlern derzeit keine. Der Mitbewohner des Syrers will von seiner Radikalisierung nichts mitbekommen haben, heisst es.
Gemäss dem österreichischen News-Portal «heute» soll der Angreifer das Messer, mit dem er am Samstag wahllos auf Passanten losging, erst vor kurzem extra für die Gewalttat gekauft haben. Es handle sich um ein hochwertiges Klappmesser mit einer 10 Zentimeter langen Klinge. Preisschild: rund 140 Franken. «Er hat die Tat eindeutig vorgehabt und wollte Menschen töten», sei aus Ermittlerkreisen zu hören.
Beim getöteten 14-Jährigen dürfte es sich um ein Zufallsopfer handeln, wie «heute» basierend auf Informationen aus Ermittlerkreisen berichtet. Gemeinsam mit weiteren Jugendlichen war der Teenager bei einem Wurststand am Villacher Hauptplatz, als plötzlich der Syrer im Bereich der Draubrücke auf ihn einstach. Trotz rascher Hilfe konnte das Opfer nicht mehr gerettet werden.
Täter wird wegen Mordes angeklagt
Gemäss Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiss (52) wurde bei einer Hausdurchsuchung in der Unterkunft des Syrers eine IS-Flagge gefunden. Auf Waffen oder gefährliche Gegenstände seien die Ermittler nicht gestossen. Aktuell werde das Handy des Täters ausgewertet. Die Polizei geht von einer schnellen Online-Radikalisierung aus.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand handle es sich um einen Asylbewerber, so Kohlweiss. Der Täter werde nun wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Er war bis gestern nicht polizeibekannt, so die Landespolizeidirektorin. Die Polizeipräsenz in Kärnten werde nun verstärkt, es gebe derzeit jedoch keine Hinweise auf Gefährdung.
Abgeschoben wird der Täter aber wohl nicht so schnell. Denn: «Der betroffene Syrer hat eine schwere Straftat begangen – einen Mord sowie mehrere Mordversuche. Sein Schutzstatus wird ihm daher selbstverständlich entzogen», heisst es zwar vom Innenministerium. Doch auch das werde nicht sofort geschehen. «Bevor eine Abschiebung erfolgen kann, muss er zunächst seine Haftstrafe verbüssen.»
Der Held von Villach
Bei den insgesamt sechs Opfern handelt es sich um fünf Österreicher und einen Türken im Alter von 15, 15, 28, 32 und 36. Drei von ihnen befänden sich noch in intensivmedizinischer Behandlung. Die akute Lebensgefahr sei jedoch für den Moment gebannt. Es hätte womöglich noch schlimmer kommen können, doch ein Mann stoppte den Angreifer, der sechs Personen verletzt hat – er fuhr ihn mit seinem Auto an.
Der Held von Villach ist Essenskurier Alaaeddin Alhalabi (42), der selbst aus Syrien stammt. Er sei gerade auf einer Tour gewesen, als er zwei blutüberströmte Menschen sowie einen Mann mit einem Messer erblickt habe.
Angreifer soll Aufenthaltsberechtigung haben
«Ich habe nicht nachgedacht, sondern sofort reagiert. Ich bin mit dem Auto losgefahren und habe ihn frontal erwischt. Aber die Leute dachten, ich wäre der Angreifer und würde mit dem Auto auf Menschen losfahren», sagt Alhalabi zum Newsportal «5 Minuten». Weil Passanten sein Eingreifen falsch interpretierten, musste der 42-Jährige den Rückzug antreten.
Kurz darauf konnte der durch Alhalabis mutiges Einschreiten verletzte Angreifer von der Polizei festgenommen werden. Zwischen dem ersten Notruf und der Festnahme des Täters vergingen laut Polizei nur sieben Minuten. Er soll bislang nicht polizeilich aufgefallen sein, hatte eine Karte bei sich, die ihn als Asylberechtigten ausweist und soll eine Aufenthaltsberechtigung für Österreich besitzen.
«Ich lebe seit neun Jahren mit meiner Familie hier und ich liebe Villach. Villach hat mir viel gegeben», so Alhalabi weiter. Das selbstlose Eingreifen wurde dann auch an der Pressekonferenz hervorgehoben. «Aus aktueller Sicht dürfte es sich um eine Heldentat gehandelt haben, ja. Schlimmeres konnte so verhindert werden», sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio.
«Schärfste Konsequenzen»
Peter Kaiser von der SPÖ fand derweil klare Worte: «Diese unfassbare Greueltat muss schärfste Konsequenzen haben. Ich habe immer in aller Deutlichkeit und unmissverständlich gesagt: wer in Kärnten, in Österreich lebt, muss Recht und Gesetz achten, hat sich unseren Regeln und Werten anzupassen. Wer dagegen verstösst, muss schärfste Konsequenzen erfahren, dem ist der Prozess zu machen, einzusperren und abzuschieben», sagte der Vorsitzende der Landesregierung zu Oe24.at.
Er mahnte jedoch auch, dass diese unentschuldbare Tat «nicht mit hasserfülltem Auge zu Pauschalurteilen führen» dürfe, die keine Probleme lösten.