Prekäre Bedingungen auf dem Austrian-Airlines-Flug von Mallorca nach Wien am Sonntagnachmittag: Im Landeanflug auf die österreichische Hauptstadt geriet der Flieger mit 168 Passagieren an Bord in eine Gewitterzelle. Hagelkörner schlugen auf das Flugzeug ein – und richteten heftigen Schaden an. Die Sicht des Piloten: zersplitterte Scheiben, wie ein Bild aus dem Cockpit zeigt.
Die Maschine war gegen 15.30 Uhr in Palma gestartet. Wie Passagiere der «Kronen Zeitung» berichten, ging etwa eine halbe Stunde vor der Landung ein heftiges Rütteln durch das Flugzeug. Der Pilot setzte einen Mayday-Notruf ab. Nicht nur die Windschutzscheiben wurden durch den Hagel zertrümmert, auch ein Teil der Nase brach ab. Das Ausmass der Zerstörung sahen die Passagiere aber erst, als sie wieder sicheren Boden unter den Füssen hatten und die Maschine verliessen.
Darum wich die Maschine dem Hagelsturm nicht aus
Normalerweise versuchen Piloten, Gewitterzellen zu umfliegen, doch diese sei auf dem Wetterradar nicht ersichtlich gewesen, hiess es vonseiten der Crew. Gemäss «Kronen Zeitung» erkannten Meteorologen das Unwetter aber bereits eine halbe Stunde vor dem Flug durch den Hagelsturm. Eine Erklärung dafür liefert Luftfahrtexperte Thomas Friesacher gegenüber der Zeitung: «Der Wetterradar im Flugzeug zeigt hauptsächlich Feuchtigkeit an. Diese Art von Hagel ist allerdings sehr kalt und damit sehr trocken.» Die Hagelkörner würden kilometerweit aus den Wolken geschleudert, was auf dem Radar nicht erkennbar sei.
Gerate ein Flugzeug in ein heftiges Unwetter wie jenes von Sonntagnachmittag, prassle auf die Cockpitcrew eine immense Lärmentwicklung ein. «Man muss dann herausfiltern, was genau passiert ist. Im nächsten Schritt wird die Geschwindigkeit reduziert und alles versucht, damit der Autopilot weiter in Betrieb bleibt», so Experte Friesacher, der selbst jahrzehntelang als Pilot bei Austrian Airlines tätig war. Laut Friesacher fliegt eine Maschine in 97 Prozent der Fälle mit Autopilot.
Cockpit-Besatzung für eine Woche freigestellt
Im Fall der beschädigten Maschine habe der Pilot mit hoher Wahrscheinlichkeit eine automatische Landung durchführen können. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Technik versagt – und der Mensch übernehmen muss. «Dafür sind Piloten intensiv geschult.» Prekäre Wetterverhältnisse dürften durch den Klimawandel noch extremer werden. Vermeidbar sind solche Situationen laut Friesacher nicht: «Da muss man einfach durch. Aber dann ist man kurzzeitig nur noch Gast im Cockpit der Umweltfaktoren.»
Der Flug durch die Hagelzone dauerte gemäss Fluggesellschaft nur wenige Sekunden. Eine Untersuchung zum Vorfall wurde eingeleitet. Zusätzlich habe auch die Sicherheitsuntersuchungsstelle eine externe Prüfung eingeleitet, hiess es vonseiten der Airline. Die Besatzung des Cockpits sei wie nach solchen Fällen üblich für rund eine Woche vom Dienst freigestellt worden. Wie hoch der Schaden ist und wie lange die Maschine ausfällt, ist noch unklar.