«Haben den medialen Krieg komplett verloren»
Audioaufnahme zeigt Unsicherheit des iranischen Regimes

Im Iran gehen die Menschen seit Wochen auf die Strasse und äussern ihren Unmut über das Regime. Nach aussen hin vermittelt dieses absolute Kontrolle. Eine geleakte Aufnahme macht jetzt deutlich: Die Mächtigen fürchten sich mehr als sie zugeben.
Publiziert: 04.12.2022 um 19:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2022 um 07:01 Uhr
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Bereits seit Wochen geht das iranische Volk auf die Strasse. Die Sicherheitskräfte gehen dabei brutal gegen die Protestierenden vor. Hier ein Protest in der Hauptstadt Teheran.
Foto: Getty Images

Seit Wochen schon demonstrieren die Menschen im Iran gegen das repressive Regime. Dieses wurde von der Wucht der Proteste vollkommen überrascht und weiss sich seither nur noch mit Gewalt gegen das eigene Volk zu helfen.

Eine von der iranischen Hackergruppe «Black Reward» geleakte Audioaufnahme macht nun deutlich, wie ernst die Regierenden die Lage inzwischen einschätzen. Medien wie «BBC Farsi» oder «Voice of America Farsi» haben laut einem Bericht des «Spiegels» die gut zweistündige Aufnahme als echt identifiziert. Zu hören sind mehrere Männer der obersten Ränge der konservativen iranischen Führung, darunter auch Vertraute von Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei (83).

«Leider ist die Rolle der Frau grösser geworden»

Gegen aussen spielen eben jene Kreise die Proteste stets herunter und versichern, dass alles unter Kontrolle sei. Die Aufnahme lässt allerdings auf das Gegenteil schliessen. Irans Mächtige scheinen zu wissen, dass die Demonstrationen von der breiten Bevölkerung getragen werden und ein weitaus grösseres Ausmass haben als bisher von ihnen angenommen.

Besonders fürchten die Regimevertreter, dass die Bedeutung der iranischen Frauen weiter zunehmen könnte. «Leider ist die Rolle der Frauen deutlich grösser geworden. Bis zu 47 Prozent der Teilnehmer sind Frauen», so ein Vertrauter des Revolutionsführer Khamenei. Ghoreyshi ist ausserdem stellvertretender Kommandeur der Basidsch-Miliz, welche seit Wochen die Proteste brutal niederschlägt.

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Regime will bekannte Schauspielerinnen ins Visier nehmen

Gefährlich werde es, so die Männer, wenn noch weitere Frauen ihre Kopftücher in den sozialen Medien ablegen würden. Besonders im Visier haben die Mächtigen darum bekannte Schauspielerinnen, die dabei als Vorbilder dienen könnten.

Ebenfalls Sorgen machen sie sich über die öffentliche Wahrnehmung, sollten beliebte Oppositionelle getötet werden. Dies nämlich könnte die Proteste noch weiter anschwellen lassen. Das wolle man verhindern, indem die bewaffneten Kräfte motiviert werden sollen, noch härter gegen die Demonstranten vorzugehen. Eine Lohnerhöhung wird in Aussicht gestellt.

«Haben den medialen Krieg verloren»

Auch bespricht die Runde, wie die Protestbewegung in der Propaganda bezeichnet werden soll. Man müsse so über die Krawalle reden, als seien sie bereits vorbei, so Ghoreyshi. Einig sind sich die Männer, dass die Proteste von den USA und Israel entfacht und gesteuert werden.

Irans Mächtige scheinen realisiert zu haben, dass das System gerade gehörig wackelt. «Wir haben den medialen Krieg komplett verloren», müssen sie sich eingestehen. (ced)

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