«Fraktionen in der Tory-Partei sind in einem Dauerkriegszustand»
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Grossbritannien-Experte:«Fraktionen in der Tory-Partei sind in einem Dauerkriegszustand»

Grossbritannien-Kennerin zum Truss-Disaster
Die letzte Chance für die Tories

Keine Kommunikation, keine Glaubwürdigkeit: Der Rücktritt von Liz Truss ist die einzige Lösung, um das Chaos zu beenden. Das sagt Grossbritannien-Kennerin Ina Habermann. Nun bleibe den Konservativen nur noch eine Chance, um an der Macht zu bleiben.
Publiziert: 20.10.2022 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2022 um 19:06 Uhr
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«Stoppt die Tories!» In den vergangenen Wochen hat sich die Kritik gegen die Konservativen verschärft.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Felder

Der Rücktritt von Liz Truss (47) kam nicht unerwartet. «Nachdem die Umfragewerte der Tories auf 20 Prozent gesunken sind, war es klar, dass es bis zum Rücktritt nicht mehr lange dauern würde», sagt Grossbritannien-Expertin Ina Habermann (57) von der Uni Basel gegenüber Blick.

Ihr Finanzchaos, das sie ausgelöst hat, habe bei ihren Leuten für Nervosität gesorgt. Habermann: «Wenn selbst hochrangige Tories um ihren Sitz fürchten müssen, wirds in Grossbritannien eng für einen Premierminister oder eine Premierministerin.»

Gescheitert sei Truss nicht nur an der geplanten Steuersenkung, deren Finanzierung alles andere als klar gewesen sei. «Zum Verhängnis wurde ihr auch, dass sie sich nicht mit der Partei abgesprochen hatte und mit der Idee vorgeprescht ist», sagt Habermann.

Nachdem sie den Finanzminister ausgewechselt hatte, habe sie sich praktisch auf das Gegenteil ihres Programms einlassen müssen. Habermann: «Damit war ihre Glaubwürdigkeit völlig dahin.»

Als Hardlinerin angetreten

Von Truss habe man gewusst, dass sie eine Hardlinerin sei und der ehemaligen «Eisernen Lady» Margaret Thatcher (1925-2013) nacheifere. «Ich habe aber nie damit gerechnet, dass sie ein solches Debakel anrichten könnte», meint Ina Habermann. Der Rücktritt sei die einzige Lösung.

Das Amt des Premiers ist kein einfacher Job. «Das grosse Problem ist die Konzeptlosigkeit der Tory-Regierung», sagt Habermann. Als Nachfolger sieht die Expertin am ehesten Rishi Sunak (42) oder Penny Mordaunt (49). «Es muss jemand sein, der oder die Flügel der Partei zusammenspannen und alle ins Boot holen kann. Wer das nicht schafft, wird demontiert.»

Mit der Wahl eines neuen Premiers bekämen die Konservativen nun eine letzte Chance, um ihre Politik zu korrigieren. Habermann: «Wenn sie erneut scheitern, haben sie ihren Kredit auf längere Zeit verspielt.»

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