Tonaufnahmen bei dem Treffen waren an einen israelischen TV-Sender durchgestochen worden. Netanyahu hatte die Rolle des Golfstaats bei Verhandlungen mit der islamistischen Hamas über eine Freilassung weiterer Geiseln demnach als «problematisch» bezeichnet.
Ein Sprecher des Aussenministeriums von Katar schrieb am Mittwochabend auf der Plattform X, vormals Twitter, man sei «entsetzt» über die mutmasslichen Äusserungen Netanyahus. Sie seien «verantwortungslos und zerstörerisch mit Blick auf die Bemühungen, unschuldige Leben zu retten, aber nicht überraschend», so der Vertreter Katars. Er warf Netanyahu vor, den Verhandlungsprozess zu untergraben, «aus Gründen, die offenbar seiner politischen Karriere dienen, anstatt der Rettung unschuldiger Leben, auch von israelischen Geiseln, höchste Priorität zu verleihen».
Netanyahu hatte den Berichten zufolge gesagt, Katar sei «grundsätzlich nicht anders» als die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz «und in manchen Aspekten sogar noch problematischer». Israel wirft den beiden internationale Organisationen vor, Israel auf unfaire Weise anzuprangern und stattdessen aufseiten der Palästinenser zu stehen. Netanyahu habe auch Ärger darüber geäussert, dass die USA ihre Präsenz auf einer Militärbasis nahe Doha verlängert haben.
Katar vermittelt zwischen Israel und Hamas
Katar gilt als einer der wichtigsten Geldgeber der Hamas, die den Staat Israel vernichten will und die am 7. Oktober in Israel schreckliche Massaker anrichtete und mehr als 250 Menschen verschleppte. Es dient auch als «sicherer Hafen» für Hamas-Anführer.
Bei den Vermittlungen zwischen Israel und der Hamas hatte der Golfstaat jedoch zuletzt eine entscheidende Rolle gespielt. Gemeinsam mit Ägypten und den USA erreichten die Unterhändler Ende November vergangenen Jahres eine einwöchige Feuerpause. In dem Zeitraum hatte die Hamas in mehreren Schritten insgesamt 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entliess Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.
Nach israelischen Informationen waren von zuletzt mehr als 130 Geiseln nur noch etwas über 100 am Leben. Unter den Geiseln waren demnach neben zwei Kindern auch 18 Frauen und eine 13-Jährige.
(SDA)