Gesundheitsexperten entsetzt
Darum will Neuseeland das Rauchen doch nicht verbieten

Erst vergangenes Jahr hatte Neuseeland ein Rauchverbot verabschiedet. Nun hagelt es Kritik – denn die neue Regierung will das Gesetz wieder abschaffen.
Publiziert: 27.11.2023 um 17:53 Uhr
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Vergangenes Jahr hatte Neuseeland ein Rauchverbot verabschiedet – doch dieses soll wieder aufgehoben werden. (Symbolbild)
Foto: imago images/Steinach

Die Hauptursache für vermeidbare Todesfälle in Neuseeland: das Rauchen. Um junge Menschen davon abzuhalten, wurde 2022 ein neues Gesetz eingeführt. Dieses hätte im kommenden Jahr den Verkauf von Zigaretten an alle nach 2008 Geborenen verboten. Doch die neue Regierung will das Rauchverbot wieder aufheben, um Steuersenkungen zu finanzieren. Diese Kehrtwende wird von Gesundheitsexperten scharf kritisiert.

«Wir sind entsetzt und angewidert. Das ist ein unglaublicher Rückschritt in der weltweit führenden, absolut exzellenten Gesundheitspolitik», sagte Richard Edwards, Tabakkontrollforscher und Experte für öffentliche Gesundheit an der Universität von Otago, gegenüber der BBC.

Einnahmeverluste und Schwarzmarkt

«Die meisten neuseeländischen Gesundheitsorganisationen sind entsetzt über das, was die Regierung getan hat, und fordern sie auf, einen Rückzieher zu machen», sagt Edwards. Denn das im vergangenen Jahr verabschiedete Gesetz war international hoch gelobt worden.

Zu den Massnahmen gehörten die Beschränkung der Zahl der Tabakläden und die Reduzierung des Nikotingehalts in Zigaretten. Laut der BBC zeigen Modellrechnungen, dass durch das Rauchfrei-Gesetz jährlich bis zu 5000 Menschenleben gerettet werden könnten.

Doch das Rauchverbot stiess bei einigen neuseeländischen Wirtschaftsverbänden auf Widerstand. Besitzer von Zeitungskiosken und Tante-Emma-Läden kritisierten Einnahmeverluste – trotz staatlicher Subventionen. Der neue Premierminister Christopher Luxon (53) argumentierte zudem, dass ein Verbot zu einem Schwarzmarkt für Tabak führen würde. Am Samstag verkündete dann die neue Finanzministerin Nicola Willis (42) die Abschaffung des Rauchverbots – für Gesundheitsexperten völlig unerwartet.

«Skrupelloser Angriff»

«Der Vorschlag, dass Steuersenkungen von Menschen bezahlt werden, die weiterhin rauchen, ist absolut schockierend», sagte Robert Beaglehole, Vorsitzender des neuseeländischen Komitees Action for Smokefree 2025, dem Radionetzwerk Pacific Media Network.

Auch die nationale Maori-Gesundheitsorganisation Hāpai Te Hauora zeigte sich empört. Gemäss der BBC bezeichnete sie die Entscheidung als einen «skrupellosen Angriff auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Neuseeländer».

Trotz der geplanten Abschaffung des Gesetzes verfolgt das Land weiterhin das Ziel, die Raucherquote bis 2025 auf 5 Prozent zu senken und das Rauchen schliesslich ganz abzuschaffen. Derzeit rauchen noch rund 8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung – über 80'000 Personen haben im vergangenen Jahr damit aufgehört. (gs)

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