Swiss-Flug LX1419 von Belgrad nach Zürich wäre planmässig am Sonntagabend um 20 Uhr gestartet. Kurzfristig wurde der Abflug auf 22.15 Uhr verschoben, dann ganz gestrichen. Dies, ohne dass sich Swiss um die gebuchten und gestrandeten Passagiere kümmert. Dazu führte offenbar eine unglückliche Verkettung von Umständen. Mitverursacher? Ein Unwetter, das am Sonntagabend über Belgrad niederging.
Blick-Leserreporter melden sich aus dem Belgrader Flughafen mit Bildern, die frierende und auf dem Boden schlafende Passagiere zeigen. Das Personal vor Ort habe keine Anstalten gemacht, ein Hotel oder Verpflegung für die frustrierten Kunden der Airline zu organisieren, erzählt ein Leserreporter gegenüber Blick. «Wir müssen frierend am Boden liegen. Wir haben kein Hotel und erhalten auch keine Verpflegung», beschwert sich ein gestrandeter Passagier.
Swiss käme für Hotelübernachtung auf
Laut den geltenden Fluggastrechten, an die sich auch die Swiss halten muss, stehen Passagieren bei einer Flugverschiebung auf den Folgetag eine Hotelübernachtung und Verpflegung zu: «Falls sich Ihr Abflug auf den Folgetag verschiebt, kümmern wir uns um Ihre Hotelübernachtung», heisst es auf der Webseite der Airline. «Sollten unsere Mitarbeiter:innen einmal nicht in der Lage dazu sein, können Sie sich selbst ein Hotel buchen und die Kosten für die Übernachtung, den Transport zwischen Flughafen und Hotel sowie für die Verpflegung zur Erstattung einreichen.»
Gemäss einem Blick-Leserreporter unter den gestrandeten Passagieren habe das Personal vor Ort mitgeteilt, die Vertragshotels der Airlines in Belgrad seien ausgebucht – und dass das Personal vor Ort nichts tun könne. Stattdessen wurde den Passagieren ein QR-Code ausgehändigt, um den Flug umzubuchen oder eine Rückerstattung zu verlangen.
Das Formular mit dem Code hält auch klar fest, dass Hotelkosten zurückerstattet werden. «Dabei wäre es ein Leichtes für Swiss gewesen, einfach Hotels für die Passagiere zu buchen, die wollen», so der konsternierte Passagier zu Blick. «Viele hier sind seit bald 24 Stunden ohne Schlaf.» Der Mann spricht von rund 120 Gestrandeten im Flughafenterminal.
Engpässe in Hotels
Das bestätigt auch Michael Pelzer, Sprecher von Swiss, gegenüber Blick: «Offenbar gab es am Sonntagabend wie vermutet Engpässe bei den verfügbaren Hotelzimmern in der Stadt.» Laut Pelzer sei der Flug aufgrund eines sehr starken Gewitters mit Überschwemmungen verschoben worden. Auch Airlines-Crews hätten Mühe gehabt, den Flughafen zu erreichen oder zu verlassen. Wegen des Wetters sei am gesamten Flughafen ein «Handling-Stopp» erfolgt, deshalb konnte das Flugzeug für den Rückflug nicht rechtzeitig betankt werden. «Mit der Verzögerung war es nicht mehr möglich, vor der Nachtflugsperre in Zürich zu landen.», so Pelzer auf Anfrage von Blick.
Die Landung hätte nach Mitternacht erfolgen müssen. Das sei nur in Ausnahmesituationen möglich. «Diese Rahmenbedingungen müssen wir akzeptieren», so Pelzer. «Grundsätzlich übernehmen wir für unsere Passagiere in so einem Fall die Kosten für eine Hotelübernachtung mit Nachtessen und Frühstück», so der Swiss-Sprecher. «Es tut uns sehr leid, dass das in diesem Fall nicht wie üblich umgesetzt werden konnte. Wir möchten uns bei unseren Fluggästen entschuldigen und können den Unmut hier sehr gut verstehen.»
Airline macht Nachtflugsperre in Zürich geltend
Weiter erklärt Pelzer, man habe die Fluggäste vor Ort informiert, Info-Blätter in Deutsch und Englisch ausgehändigt, dass sie auch selbständig ein anderes Hotel buchen und die Quittung im Nachgang an uns einreichen können. Wir kommen in so einem Fall selbstverständlich auch so für die entstandenen Kosten auf.» Laut Leserreportern habe Swiss einen Ersatzflug am Montagmittag zugesichert.
Das hat dann auch geklappt: Der Blick-Lesereporter ist am Montagnachmittag – nach einer ganzen Nacht am Flughafen in Belgrad – in Zürich gelandet. Für die Verpflegung sei er selbst aufgekommen. Er weiss noch nicht, ob er das Geld zurückfordern wird – erfahrungsgemäss sei der Aufwand dafür recht gross. Wie die Swiss gegenüber Blick bestätigte, sind alle Passagiere am Montag um 14:06 Uhr in Zürich angekommen.
Ähnlicher Passagierärger unlängst mit Bilbao-Flug
Ein ähnlicher Fall hatte unlängst zu Passagierärger geführt, weil eine Swiss-Maschine ins spanische Bilbao sämtliches Passagiergepäck in Zürich stehen liess. Infolge «Fachkräftemangel» lief das Zeitfenster ab, um die Maschine in Zürich-Kloten noch fristgerecht zu beladen.
Die von Swiss für Edelweiss operierte Maschine hob ohne Gepäck ab, um Zürich beim Rückflug noch vor der Nachtflugsperre erreichen zu können. (kes)