Knochen des vermissten Émile gefunden
«Warum finden sie ihn erst jetzt?»

Ganze zehn Monate fehlte vom kleinen Émile aus Frankreich jede Spur. Nun hat die Polizei in der Nähe des Weilers Vernet einen traurigen Fund gemacht.
Publiziert: 01.04.2024 um 08:52 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2024 um 19:28 Uhr
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War im Juli 2023 in Le Vernet spurlos verschwunden: der zweieinhalbjährige Émile.
Foto: AFP

Es ist das Ende eines fast zehn Monate andauernden Rätsels: Im Juli 2023 verschwand der zweieinhalbjährige Émile aus Frankreich spurlos. Der Junge hatte damals bei seinen Grosseltern in Le Vernet im Departement Alpes-de-Haute-Provence friedlich im Garten gespielt, als er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt schien.

Wie «Le Monde» berichtet, hat die Staatsanwaltschaft von Aix-en-Provence nun die traurige Botschaft geteilt, dass die Schädelknochen des kleinen Émile in der Nähe des Weilers Haut-Vernet gefunden wurden. «Genetische Identifikationsanalysen» hätten ergeben, dass es sich um den Verbleib des zweieinhalbjährigen Kindes handelt, heisst es in der Erklärung. Die Ermittler fanden kleine Risse und Brüche an dem Knochen, die nach dem Tod entstanden seien. Auch Bissspuren, vermutlich von Tieren, waren zu sehen. Verletzungen vor dem Tod des Jungen habe man nicht gefunden.

«Am 30. März 2024 wurde die Polizei über die Entdeckung von Knochen in der Nähe des Weilers Vernet informiert», so die Staatsanwaltschaft. Offenbar hatte eine Person beim Spazierengehen den Fund in steilem Gelände gemacht. Die Ermittler hätten die Knochen daraufhin in Besitz genommen, um im Anschluss genetische Identifikationsanalysen durchführen zu lassen. 

Émiles Eltern: «Schmerz und Kummer bleiben»

Diese hätten schliesslich zum Schluss geführt, dass es sich um die Knochen von Émile handelt. Die Knochen würden nun weiter untersucht. An einem Bach unweit des Schädels fanden die Einsatzkräfte auch das T-Shirt, die Schuhe und die Unterhose, die Émile am Tag seines Verschwindens trug. Die Kleidung habe nicht an ein und derselben Stelle gelegen, sondern sei etwas verteilt gewesen.

Émiles Familie wurde französischen Medien zufolge am Morgen über den Knochenfund informiert. In einem Anwaltsschreiben, aus dem die Zeitung und der Sender zitieren, heisst es, die Eltern dankten den Menschen, die sie unterstützt hätten. «Auch wenn diese herzzerreissende Nachricht befürchtet wurde, ist nun die Zeit der Trauer, der Andacht und des Gebets. Schmerz und Kummer bleiben.» 

Im Herbst hatte Émiles Mutter sich anlässlich des Geburtstags des Jungen mit einer Sprachnachricht an all jene gewandt, die etwas über das Verschwinden ihres Kindes wissen. «Sagen Sie uns aus Erbarmen, wo Émile ist!», sagte sie. «Geben Sie ihn uns zurück!» 

Gelände wurde vorher mehrfach durchsucht

Dass die Überreste von Émile trotz umfangreicher Suchaktionen so lange unentdeckt blieben, stösst bei Anwohnern auf Unverständnis. «Das ist undenkbar! Das gesamte Gebiet wurde durchkämmt, wie konnten sie das übersehen? Warum finden sie ihn erst jetzt?», sagt eine Dorfbewohnerin gegenüber «Le Parisien».

Andere vermuten gar eine Vertuschungsaktion. «Die Leiche wurde nur ein bis zwei Kilometer entfernt an einem Ort gefunden, der bereits mehrfach durchsucht worden war, insbesondere mit Hunden. Alles wurde penibel abgesucht», wundert sich ein weiterer Einwohner des Dorfes.

Auch der Bürgermeister, François Balique, ist skeptsich. «Im Herbst wurde dort sogar Holz geschlagen. Aber auch die Waldarbeiter haben nichts gesehen. Das ist unverständlich.» Auch wurde am vergangenen Donnerstag mit einem Grossaufgebot nach Émile gesucht. An genau diesem Ort fand die Wanderin zwei Tage später die Knochen. Balique vermutet: «Ich komme nicht umhin zu glauben, dass ein Erwachsener in diese Angelegenheit verwickelt ist. Émile wäre niemals allein dorthin gegangen, wo er gefunden wurde.»

Dem Bürgermeister geht das Auftauchen des Kleinkindes nahe. Um die Polizei und Anwohner nicht zu stören, hat er jüngst eine Anordnung erlassen, die den Zugang zum Ortsteil Haut-Vernet für mehrere Tage untersagt. «Ein zweieinhalb Jahre altes Kind, das in seiner Gemeinde stirbt, gehört für einen Bürgermeister zu den schlimmsten Dingen, die passieren können. 

Todesursache immer noch unbekannt

Zuletzt gesehen wurde Émile am 8. Juli gegen 17.15 Uhr in einer Gasse des Bergdorfes Haut-Vernet. Zwei Nachbarn seiner Grosseltern schilderten seinerzeit gegenüber der Polizei, den Jungen in dieser Strasse gesehen zu haben. Trotz umfangreich angelegter Ermittlungen, blieben zahlreiche Suchaktionen nach dem Jungen erfolglos. 

Der Fall hatte in Frankreich für grosses Entsetzen gesorgt. Auch Monate nach Émiles Verschwinden ist das mediale Interesse gross. Trotz der gefundenen Knochen ist weiterhin noch nicht geklärt, was genau zum Tod von Émile führte. (ced/SDA)

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