Der sozialistische Premierminister Manuel Valls (54) ist für Gleichberechtigung und Freiheit. Darum steht er auch hinter einem Burkini-Verbot. Valls zieht dabei mit der französischen Nationalfigur Marianne ins Feld. Die wird auf Gemälden und als Statuen oft barbusig dargestellt.
In der Französischen Revolution (1789 bis 1799) wurde Marianne zum Symbol der Freiheit und damit gleichzeitig der französischen Republik.
Der Sohn einer Tessinerin sagte an einer Kundgebung in der Nähe von Toulouse: «Mariannes Brust ist nackt, weil sie das Volk nährt. Sie ist nicht verhüllt, weil sie frei ist. Das ist die Republik.» Und Valls betonte, dass beim Platz der Frau in der Gesellschaft nicht nachgegeben werden dürfe.
Für den Premier sind Ganzkörper-Schwimmanzüge der Musliminnen eine «Bekräftigung eines politischen Islamismus im öffentlichen Raum».
Ausgerechnet von Frauenseite bekommt Valls nun für seine Aussagen Prügel. Die Historikerin Mathilde Larrère wirft ihm eine Vermischung vor. «Valls verwechselt die Republik und das Recht der Frauen. Hat er vergessen, dass sie unter der Republik lange keine Freiheit hatten?»
Grüne Politikerinnen weisen darauf hin, dass Mariannes Kopf auf manchen Darstellungen bedeckt sei – wie bei einer Muslimin. Diese Kritikerinnen wissen aber offenbar nicht, dass es sich bei dieser Kopfbedeckung um eine phrygischen Mütze handelt. Das ist kein Zeichen von Verhüllung oder Unterwerfung, sondern ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit.
IMAGE-ERROR (inline_image_8100599054012883984)In Frankreich tobt seit einigen Wochen ein Streit um das Burkini-Verbot. Nach einer Massenschlägerei auf Korsika führten mehrere Orte – darunter Nizza – ein Burkini-Verbot ein. Das oberste Verwaltungsgericht hob diesen Bann aber wieder auf.
Burkinis werden auch zum Thema beim Wahlkampf ums Präsidentenamt am 23. April 2017. Der konservative Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (61) peilt ein politisches Comeback an. Schon jetzt stellt er eine Verfassungsänderung in Aussicht, um Burkinis verbieten zu können. (gf)