Will man die Entstehung der Dünen-Kolosse in der Wüste verstehen, muss man zuerst eine kurze, spannende Physik-Lektion absitzen. Grundsätzlich kann man unter vier Dünenarten unterscheiden: Es gibt quer verlaufende, gerade, sichel- und sternenförmige Dünen. Bei der 100 Meter hohen Lala Lallia im Osten von Marokko handelt es sich um eine sternförmige Düne. Diese bilden sich in Regionen, in denen viel Sand vorhanden ist. Wehen Winde nun oft aus verschiedenen Richtungen, werden die Sandmengen zusammengetragen und formen so riesige Hügel, die von oben aussehen wie die Lichter am Nachthimmel.
Wie die Lala Lallia, was übersetzt so viel wie «höchster heiliger Punkt» bedeutet, entstanden ist, hat Forscher vor ein Rätsel gestellt. Ein britisches Duo hat dieses jetzt gelöst.
Eine junge Düne
Der Geograf Geoff Duller von der Uni Aberystwyth in Wales hat zusammen mit dem Sedimentologen Charlie Bristow von der Birkbeck University in London die Düne und ihre Entstehung rekonstruiert. Mithilfe eines Bodenradars konnten die beiden das Alter der Düne ermitteln. Die Forscher konnten so die Schichten innerhalb der Düne untersuchen und aus den Erkenntnissen schliessen, wie alt welche Schicht ist. Zusätzlich nutzten die beiden Briten die «Lumineszenzdatierung». Dabei wird die Energiemenge innerhalb der einzelnen Sandkörner gemessen, um so zu ermitteln, wie lange die Entstehung des höchsten heiligen Punkts gedauert hat.
Ihre Funde waren überraschend: Unglaubliche 13'000 Jahre waren die untersten Schichten der Lala Lallia alt – der oberste Teil jedoch erst 900. Die Düne ist somit ein sehr junges Exemplar. Zu ihrer Entstehung lässt sich sagen, dass die Düne die ersten 4000 Jahre stetig anwuchs. Weil es aber damals noch eher feucht gewesen sein dürfte, stabilisierte sich die Oberfläche daraufhin. Das blieb bis vor 1000 Jahren so: Erst dann formte sich nach und nach die Struktur, die man heute sieht. Dabei sammelte sich jährlich etwa 6400 Tonnen Sand an.
Die Düne bewegt sich auch immer weiter weg von der Grenze zu Algerien: Etwa einen halben Meter jährlich versetzt sich der Sand-Gigant nach Westen. (zun)