Auf einen Blick
- Tom Perez wurde zu falschem Geständnis gezwungen
- 17-Stunden-Verhör führte zu mentalem Zusammenbruch
- Stadt zahlte Perez 900'000 Dollar Entschädigung
Weil er sich Sorgen machte, meldete Tom Perez (59) seinen Vater im August 2018 bei der Polizei als vermisst. Nur 36 Stunden später geriet das Leben des Kaliforniers komplett aus den Fugen. Perez landete in der Psychiatrie, nachdem Polizisten ihn in einem 17-Stunden-Verhör dazu gezwungen hatten, den Mord an seinem eigenen Vater zu gestehen. Bloss: Das vermeintliche Opfer war gar nicht tot.
Nach dem Eingang der Vermisstenmeldung rückten mehrere Beamte zum Haus aus, in dem Perez gemeinsam mit seinem Vater lebte. Aufgrund zerbrochener Fenster und angeblichen Blutspuren musste der damals 53-Jährige mit auf die Polizeistation. Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles normal ab. Die Polizei hatte einen Verdacht und brauchte mehr Informationen.
Auf der Wache angekommen, begann jedoch das qualvolle 17-Stunden-Verhör, das Stunde um Stunde immer verstörender wurde. «Es fühlte sich an, als wären sie meine Entführer», erinnert sich Perez sechs Jahre nach dem Horror-Verhör im Interview mit CNN an seine Befragung. «Ich konnte rein gar nichts tun.» Zunächst hätten die Beamten ihn noch höflich und freundlich befragt, doch der Ton begann sich nach ungefähr 90 Minuten radikal zu ändern.
Amerikaner war völlig «desorientiert»
«Ich war in ihrer kleinen Kammer des Schreckens gefangen», sagt der 59-Jährige rückblickend. Die Polizisten gewährten dem Mann keine Ruhe, stellten immer mehr und mehr Fragen zu dem Verschwinden seines Vaters. Videos von der Überwachungskamera auf der Polizeistation zeigen, wie sich der mentale Zustand Perez immer weiter verschlechterte. Er muss weinen, sich mehrmals übergeben.
Nach der ersten Nacht unter Befragung fuhren zwei Beamten mit Perez stundenlang durch den Ort, wie CNN-Recherchen zeigen. Sie suchten nach Orten, an denen eine Leiche entsorgt worden sein könnte. Die Polizisten nutzten die Fahrtzeit auch, um Perez einzureden, dass er die Tat unter Medikamenteneinfluss begangen haben könnte. «Wohin können Sie uns bringen, um uns zu zeigen, wo Daddy ist?», fragte ein Polizist Perez. «Thomas könnte so etwas nie tun ... aber das ist nicht das Problem. Die Medikamente haben die Kontrolle übernommen, und wir müssen Daddy sofort finden.»
«Ich konnte nicht mehr klar sehen»
Je länger das Verhör dauerte, desto verstörter wurde der vermeintliche Killer. Er fing an, sich die Haare auszureissen und sich selbst zu schlagen. Irgendwann sei er vollständig zusammengebrochen und habe gestanden. «Ich konnte nicht mehr klar sehen.» Es seien 28 Stunden vergangen, seit er die Polizei gerufen hatte, fast zwei Tage, seit er seinen Vater zum letzten Mal gesehen hatte, und er hatte weder seine Medikamente genommen noch viel geschlafen oder gegessen. Schlussendlich wurde der 59-Jährige in die Psychiatrie eingeliefert.
Dem Amerikaner sowie seinem Vater falle es nach wie vor schwer, gemeinsam über die Geschehnisse zu sprechen. «Wir sind noch nicht an diesem Punkt», sagt Perez.
900'000 Dollar Entschädigung
Perez' Heimatstadt Fontana zahlte dem 59-Jährigen rund 900'000 Dollar Entschädigung, damit dieser seine Einsprüche gegen die Polizei fallenlässt. Trotz der Vereinbarung habe sich bis jetzt noch niemand von der Polizeibehörde bei ihm entschuldigt, erklärt der enttäuschte Amerikaner im CNN-Interview.
Die Polizeibeamten, die Tom Perez 17 Stunden lang verhört haben, äusserten sich auf CNN-Anfrage nicht zu den Recherchen.