In Griechenland hat eine Feuerwalze aus Waldbränden am Montag Vororte der Hauptstadt Athen erreicht und tausende Menschen in die Flucht getrieben. Durch die Athener Innenstadt wehte Brandrauch, am Himmel über der Akropolis hingen pechschwarze Schwaden, wie AFP-Reporter berichteten. Auf Fernsehbildern aus den Vorortgemeinden Penteli und Vrilissia am nordöstlichen Rand der Millionenmetropole war zu sehen, wie Häuserdächer und Autos in Flammen aufgingen. Nach einem Hilfegesuch Griechenlands entsandten vier EU-Staaten Einsatzkräfte, um bei der Bekämpfung der Flammen zu helfen.
Die griechischen Behörden haben am Montag die Evakuierung von zwölf Ortschaften nordöstlich von Athen angeordnet. Der Zivilschutz schickte fünf aufeinanderfolgende Nachrichten an die Bewohner und Besucher der Region Attika mit den Worten: «Waldbrand in Ihrer Nähe. Befolgen Sie die Anweisungen der Behörden.» Zudem wurden mitgeteilt, in welche Richtung die Menschen fliehen sollen. Mittlerweile sind laut Bürgerschutzministerium knapp 700 Feuerwehrleute mit rund 200 Löschfahrzeugen im Einsatz, zudem Hunderte Freiwillige sowie 16 Löschflugzeuge und 17 Löschhubschrauber.
Mehrere Verletzte
Griechischen Medien zufolge wurden zahlreiche Menschen nach Angaben des Rettungsdienstes mit Atemwegsbeschwerden in Spitäler gebracht. Auch zwei Spitäler mussten evakuiert werden, wie die Regierung mitteilte. Dabei handelte es sich um ein Kinder- und ein Militärspital. Mindestens ein Feuerwehrmann erlitt nach Angaben seiner Brigade im Einsatz schwere Brandverletzungen. Ein weiterer wurde mit Atembeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert, 13 weitere wegen Atemproblemen behandelt.
Dem Fernsehsender ERT zufolge rückte am Montag eine 30 Kilometer breite und bis zu 25 Meter hohe Feuerwand auf Athen zu. Es ist der bislang grösste Waldbrand des Jahres: Nur wenige Kilometer nordöstlich der griechischen Hauptstadt Athen bekämpft die Feuerwehr auf einer Fläche von rund 200 Quadratkilometern unzählige Brandherde. «Gerade noch sahen wir die Flammenwand in weiter Ferne, plötzlich war das Feuer da», sagte eine Anwohnerin, die sich in Sicherheit bringen konnte, vor Reportern.
Äusserst gefährliche Lage in Griechenland
Allein bis zum Mittag entstanden 40 neue Brandherde, wie die Feuerwehr mitteilte. «Die sehr starken Winde der Stärke 7 erschweren uns die Arbeit. Im Moment liegen unsere Verteidigungslinien in den Regionen im Osten der Stadt Marathon und im Raum der Gemeinde Penteli, wo das Feuer besonders dynamisch ist», sagte ein Sprecher.
«Dem Nordosten Athens steht heute ein unruhiger Tag bevor», prognostizierte auch der österreichische Meteorologe Manuel Oberhuber auf X. Der Waldbrand auf dem Berg Pendeli dürfte sich weiter ausbreiten. Wind sei der wichtigste Parameter für die Ausbreitung, am Montag rechnet der Wetterexperte mit stürmischen 60 bis 80 km/h Windstärke.
Regen bleibt seit Monaten aus
Eine Entwarnung ist noch lange nicht in Sicht: zum einen können die Flugzeuge und Hubschrauber im Dunkeln nicht löschen, zum anderen soll der Wind am Dienstag wieder stärker werden und noch tagelang anhalten. Immerhin: Es rollt auch internationale Hilfe an; moldawische Feuerwehrleute sind bereits vor Ort, auch aus Zypern soll ein Kontingent anreisen, um die erschöpften griechischen Kräfte zu entlasten.
In der Region um Athen und in weiten Teilen Mittelgriechenlands herrscht Angaben des Zivilschutzes nach die höchste Stufe der Brandgefahr. Die Lage werde in den kommenden Tagen äusserst gefährlich bleiben, teilte der Zivilschutz mit. In den meisten Regionen Griechenlands hat es seit Monaten nicht mehr richtig geregnet.
Immer wieder Waldbrände in Griechenland
Am Sonntag hatten die Behörden bereits die Evakuierung der von Waldbränden bedrohten historischen Stadt Marathon in der Nähe von Athen angeordnet. Nach Angaben der Feuerwehr wurden die mehr als 30'000 Einwohner in die Ortschaft Nea Makri am Meer gebracht. Feuerwehrleute und freiwillige Helfer kämpften den ganzen Tag über gegen Waldbrände in mehreren Regionen des Landes.
Für die vor den Flammen flüchtenden Menschen öffnete die Regierung laut Behörden die Anlagen des Olympiastadions im Norden Athens und andere Sporthallen. Auch Hotels stellten Zimmer zur Verfügung, wie der Verband der Hoteliers mitteilte. Touristische Einrichtungen werden bislang nicht bedroht, berichteten übereinstimmend Reporter vor Ort. Zahlreiche Einwohner blieben den Angaben nach in ihren Häusern und kämpften mit Gartenschläuchen gegen die Flammen an. Wegen der dramatischen Entwicklung unterbrach der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis (56) seine Ferien und kehrte nach Athen zurück, wie ein Regierungssprecher mitteilte.
Griechenland hat nach dem wärmsten jemals aufgezeichneten Winter auch den heissesten Juni und Juli seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1960 erlebt und ist damit extrem anfällig für Waldbrände.