Die «Washington Post» enthüllte erstaunliche Gedankenspiele des ukrainischen Präsidentens Wolodimir Selenski (45): Bei einem Treffen Mitte Februar mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin Julia Swridenko (37) soll er vorgeschlagen haben, die noch zu Zeiten der Sowjetunion gebaute «Druschba-Pipeline» zu sprengen. Mit der Pipeline liefert Russland Öl in das EU- und Nato-Mitgliedsland Ungarn.
Diese Pläne kommen in Ungarn ziemlich schlecht an: Der ungarische Aussenminister Peter Szijjarto (44) nahm deshalb auch kein Blatt vor den Mund. Das seien «feindselige und drohende Massnahmen gegen Ungarn». «Eine solche Drohung richtet sich gegen die Souveränität Ungarns, da die Sicherheit der Energieversorgung eine Frage der Souveränität ist.»
Ungarn blockiert Militärhilfen für die Ukraine
Es ist nicht der einzige Ärger der Ungarn: Die Ukraine hat OTP, die grösste Bank Ungarns, auf eine Liste mit Unterstützern des russischen Angriffskriegs gesetzt. Dies sei skandalös.
Aussenminister Szijjarto dazu: «Während erwartet wird, dass wir neue wirtschaftliche Schäden verkraften, verhält sich die Ukraine gegenüber Ungarn immer feindseliger.» Man sei deshalb nicht bereit, dem Land im Kampf gegen die russische Aggression zu helfen. Ungarn blockiert deshalb weitere Militärhilfen der EU für die Ukraine in Höhe von 500 Millionen Euro. Erst müsse die OTP von der Liste entfernt werden.
Orban spricht von einem «russisch-ukrainischen Krieg»
Ungarn kritisierte aber auch die EU, die bei der Vorbereitung auf das erneute Sanktionspaket acht chinesische Unternehmen auf die Liste setzte. Dies sei falsch. Eine Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und China sei notwendig, eine Rivalität müsse vermieden werden.
Das Verhältnis der Ukraine mit Ungarn ist seit längerem gestört. Ungarns Premier Viktor Orban (59) zögerte lange nach dem Einmarsch Russlands, die Aggression zu verurteilen und als völkerrechtswidrig zu bezeichnen. Gemäss der «Deutschen Welle» spricht Orban bis heute von einem «russisch-ukrainischen Krieg». Orban betone immer wieder, dass es um einen Streit gehe, «den die betroffenen Seiten selbst miteinander austragen» sollten. (neo)