Darum gehts
- Bangkok: Faszinierende Metropole der Extreme mit zahlreichen Herausforderungen
- Zahlreiche Notstände in den vergangenen Jahren
- Stadt sinkt jährlich etwa drei Zentimeter
- Weicher Schlammboden verstärkt Erdbebenschwingungen
- Thailand erwägt Verlegung der Hauptstadt in die Provinz
Bangkok, Metropole der Extreme. Kaum eine Stadt der Welt wirkt faszinierender und vereint mehr Widersprüche. Glitzernde Shopping-Malls, prächtige Tempel, brutzelnde Strassenküchen, Verkehrschaos, Gluthitze, Monsunfluten, Slums und überall Farben und Gerüche und Leben rund um die Uhr – Bangkok kann für Erstbesucher erschöpfend sein.
Laut zahlreichen Tourismusumfragen ist Bangkok die meistbesuchte Stadt der Welt. Hort der Sehnsüchte für viele. Für viele Einheimische ein Moloch.
Das Erdbeben am Freitag mit dem Epizentrum in Myanmar wirft wieder Fragen auf, wie es um die Zukunft der Metropole steht, die rund elf Millionen Menschen zählt. Nicht nur ist Bangkok eine Stadt der Notstände – zum Beispiel der Militärcoup 2006 mit dem Aufstand der Rothemden. Dann brannte Bangkok nach einem weiteren Verfassungscoup im Frühjahr 2010. Ende 2011 wurden weite Gebiete der Stadt überflutet. 2014 erfolgte ein weiterer Militärputsch. Dann der Covid-Lockdown – und seit Jahrzehnten das stetige, langsame Absinken der Küstenstadt.
Bangkok sinkt
Die am Golf von Siam gelegene thailändische Hauptstadt sinkt etwa drei Zentimeter pro Jahr – verursacht durch das übermässige Abpumpen von Grundwasser durch die Industrie, das Gewicht der massiven Gebäude und den Boden aus weichem Ton.
Für den Bau von Häusern in Bangkok müssen erst mehr als 20 Meter lange Pfähle in den Boden gerammt werden, auf denen die Gebäude dann stehen. Häuser ohne Pfähle versinken. Häuser mit Pfählen sind stabil, doch die Umgebung versinkt nach und nach, so auch Strassen.
Dieser weiche Untergrund ist eine grosse Herausforderung für Bangkok. Ein Mitglied der Regierungspartei schlug im Februar vor, die Hauptstadt Thailands von Bangkok in die nördlichere Provinz zu verlegen. Aus dem Innenministerium hiess es daraufhin, eine «Meerbarriere» wäre die bessere Lösung: der Bau von Dämmen und Schleusen, «um das Problem des Untergangs abzuwenden», wie die «Bangkok Post» berichtete.
Problematischer Schlammboden
Und neben politischen Turbulenzen und Bodensenkungen hat Bangkok jetzt unverhofft das Problem von Erdbeben auf dem Radar.
Bangkoks «schlammiger Boden» – die weiche Erde aus dem Delta des Chao-Phraya-Flusses – verstärkt Erdbebenschäden eher, als dass er sie verringert. Weiche Böden wie die in Bangkok verstärken seismische Wellen. Wenn die Energie eines Erdbebens durch diesen Bodentyp wandert, nehmen die Schwingungswellen zu, was zu stärkeren Erschütterungen an der Oberfläche führt.
Dies ist in der Seismik gut dokumentiert und spielte bei vergangenen Ereignissen wie dem Erdbeben von Mexiko-Stadt 1985 eine Rolle. Ähnlich weiche Böden verstärkten die Wellen eines entfernten Bebens und verursachten so katastrophale Schäden.
Krisengewohnt
Thailands Institute of Scientific and Technological Research (TISTR) und geotechnische Fachzeitschriften heben hervor, wie die Lage der Stadt im Chao-Phraya-Flussdelta mit seinen lockeren, gesättigten Sedimenten ein Risiko bei seismischen Ereignissen darstellt.
Die Geologie von Bangkok verstärkte die Erschütterungen am Freitag noch – dies in einer Region, die normalerweise nicht für starke seismische Aktivitäten ausgelegt ist.
Im krisengewohnten Bangkok wird auch das Erdbeben schnell vergessen gehen – bis die nächste Krise heraneilt, mit der krisenresistente Thais erfahrungsgemäss wieder erstaunlich stoisch und pragmatisch umgehen werden.