Explodierte Sexspielzeuge
Steckt russische Sabotage hinter DHL-Brandpaketen?

Getarnt als harmlose Massagekissen, Kosmetika und Sexspielzeug: Im Sommer 2024 explodierten drei Pakete mit versteckten Brandsätzen in DHL-Lagern in Grossbritannien, Deutschland und Polen. Jetzt gibt es neue Details, wonach Moskau hinter den Sabotageplänen stecken soll.
Publiziert: 06.04.2025 um 04:47 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2025 um 08:08 Uhr
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Ermittler vermuten russische Sabotage hinter dem Brand, der von einem Paket im DHL-Flughafenzentrum im vergangenen Juli in Leipzig ausging.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Russland verdächtigt: Explodierende Pakete in Europa als Teil eines Sabotageplans
  • Versteckte Brandsätze in Alltagsgegenständen wie Massagekissen und Kosmetika getarnt
  • Fünf mutmassliche Mitglieder einer Zelle verhört, vier Pakete in drei Ländern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Massagekissen, Kosmetika und Sexspielzeug – auf den ersten Blick harmlose Alltagsgegenstände. Im Sommer 2024 wurden genau diese Dinge zu Waffen, als drei Pakete in DHL-Kurierlagern in Grossbritannien, Deutschland und Polen in Flammen aufgingen.

Hinter den Vorfällen steckt laut polnischen Ermittlern ein raffinierter Sabotageplan, orchestriert von Russland, um Ukraine-Verbündete zu destabilisieren.

Ein Insider der Untersuchung enthüllte gegenüber Reuters bisher unbekannte Details dieses angeblichen Komplotts.

«Perfekt für anonyme Sabotage»

Die Pakete, die im Juli in Birmingham, Leipzig und in der Nähe von Warschau explodierten, enthielten versteckte Brandsätze. Diese bestanden aus einer Mischung hochentzündlicher Chemikalien wie Magnesium, eingebaut in simple Massagekissen.

Die Zündung erfolgte durch umfunktionierte, billige Trackinggeräte aus China, während Tuben mit einem brennbaren Gel – getarnt als Kosmetikprodukte – die Wirkung verstärkten. Sexspielzeug diente offenbar als zusätzliche Ablenkung, um die wahre Natur der Sendungen zu verschleiern.

Ein zitierter Sicherheitsexperte betonte die Raffinesse dieser Methode: «Die Geräte sind simpel, billig und schwer aufzuspüren – perfekt für anonyme Sabotage.»

«Hybridkrieg»

Europäische Sicherheitsbehörden sehen darin einen Testlauf für einen grösseren Plan: Pakete, die auf Frachtflügen in die USA oder Kanada detonieren sollten. «Das ist Teil eines Hybridkriegs», sagte ein hochrangiger Beamter gegenüber Reuters. «Russland nutzt solche Mittel, um Länder zu schwächen, die die Ukraine unterstützen.»

Der Kreml streitet jegliche Beteiligung ab. Dmitri Peskow (57), Sprecher von Kreml-Herrscher Wladimir Putin (72), verurteilte die Vorwürfe gegenüber Reuters als «Fake News» und «Russophobie», während der russische Militärgeheimdienst GRU auf Anfragen schwieg.

Russischer Geheimdienst

Die Ermittlungen sollen laut Reuters zeigen, wie Russland vorgeht: Lokale Kriminelle werden über Telegram rekrutiert, mit einfachen Befehlen ausgestattet und erhalten ein paar tausend Euro Belohnung. In Polen führte die Spur zu einem Ukrainer, der angeblich für einen russischen GRU-Agenten arbeitete. Fünf mutmassliche Mitglieder der Zelle wurden verhört. Ein viertes, nicht-explodiertes Paket aus Warschau lieferte den Ermittlern entscheidende Beweise.

Kruder als Israels Pager-Operation

Parallelen zu Israels Pager-Operation drängen sich auf, die jedoch ein ausgefeilter, gezielter Schlag war, um einen Feind hart zu treffen. Die Israelis brachten das Skalpell an, die Russen liessen Versuchsballone steigen. Hätte der russische Plan dagegen Flugzeuge zum Absturz gebracht, wäre die Absturzursache wohl kaum je eruierbar gewesen.

Pilotenfehler bei DHL-Absturz in Litauen vermutet

Beim Absturz einer Frachtmaschine am 25. November 2024 kurz vor der Landung in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius gehen die Behörden von einem Piloten-Fehler aus. Dies verlautete Ende März aus Ermittlungskreisen. Die Swift-Air-Maschine, die im Auftrag von DHL von der deutschen Stadt Leipzig nach Vilnius unterwegs war, stürzte in ein Wohngebiet und zerschellte am Boden. Eines der vier Crewmitglieder kam ums Leben. Die restliche Besatzung – ein weiterer Spanier sowie ein Deutscher und ein Litauer – überlebte verletzt.

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