Die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) ging von einem schnellen Sieg im Krieg gegen die Ukraine aus. So sagte der russische General Jakow Resanzew (†48) seinen Truppen zum Beispiel, der Krieg werde nur ein paar Stunden dauern. Doch einen Monat nach Kriegsbeginn konnte Russland bloss eine von 26 Provinzhauptstädten erobern. Resanzew ist inzwischen im Krieg gefallen.
In den vergangenen Tagen konnte die Ukraine die russischen Streitkräfte in einigen Gebieten sogar erstmals zurückdrängen. Darunter einige Vororte Kiews und die Stadt Charkiw. Die Stadt Irpin im Nordwesten der Hauptstadt sei «befreit worden», sagte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrsky (41) am Montagabend im Fernsehen. Zudem sind bereits 10'000 russische Soldaten im Krieg gefallen, 1500 weitere befinden sich in ukrainischer Gefangenschaft.
Experten sind inzwischen zuversichtlich, dass die Ukraine im Krieg eine klare Chance hat. Darunter der pensionierte US-General Ben Hodges (63). «Die Ukraine kann und sollte diesen Konflikt gewinnen oder zumindest auf die Linie vor dem 24. Februar zurückdrängen», sagt der General zur «Bild». Zuvor hatte bereits Jack Keane (79), ebenfalls US-General im Ruhestand, erklärt, dass die Ukrainer «tatsächlich gewinnen können».
Russische Soldaten sind «untrainiert und undiszipliniert»
Für die Widerstandskraft der Ukraine gibt es viele Gründe. So kommen zum Beispiel jeden Tag neue Lieferungen an Panzer- und Flugabwehr-Waffen aus dem Westen an. Weiter erhält die Ukraine von westlichen Geheimdiensten die aktuellsten Satellitenaufnahmen, die wichtige Erkenntnisse zur Bewegung der russischen Truppenverbände liefern.
US-General Ben Hodges sieht aber einen ganz anderen Grund für die Vorstösse der Ukrainer: die russische Armee selbst. Ihm zufolge sind die russischen Soldaten «untrainiert und undiszipliniert». Weiter sagt er über Russland: «Die Arroganz, mit der sie diese Kampagne geplant haben, hat zum Tod von Tausenden unschuldiger ukrainischer Zivilisten sowie Tausender eigener Soldaten geführt.»
Auch laut dem britischen Geheimdienst steht die russische Armee «bereits vor erheblichen Problemen in der Versorgung und in ihrer Kampfmoral». General Hodges berichtet davon, dass die Söhne von 130'000 russischen Familien am 1. April eingezogen werden sollten. «Ich hoffe, sie werden sich wehren, damit ihre Söhne nicht zu Kanonenfutter für Putins Krieg werden», so der ehemalige Oberbefehlshaber. (obf)