Was in Norwegen passierte, grenzt schon fast an ein Wunder. In Lyngen wurde ein Skitourist bei einem Lawinenniedergang unter einer etwa 1,5 Meter dicken Schneeschicht begraben, berichtet «iTromso». Doch der Tourist harrte mehr als sieben Stunden unter der Schneedecke aus. Dass der Mann überlebt hatte, überraschte alle Retter.
Lawinenforscher Audun Hetland erklärte gegenüber der Zeitung, dass von einer Lawine Verschüttete normalerweise innert zehn Minuten ersticken. «Einige überleben länger. Aber sieben Stunden sind in der Geschichte fast einzigartig», ergänzte der Wissenschaftler.
Wie ist es also möglich, dass der Skifahrer stundenlang unter den Schneemassen ausharrte und überlebte? «Damit ein Mensch sieben Stunden unter einer Lawine überleben kann, muss er zumindest freie Atemwege haben», sagt der Delegierte der Alpinen Rettung Schweiz bei der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen, Alexandre Kottmann, zu Blick. Bedeutet: Mund und Nase dürfen nicht durch Schnee blockiert sein. Und: Unter der Schneedecke kann laut dem Rega-Notarzt nur so lange überleben, wer keine lebensbedrohlichen Verletzungen erlitten hat.
Tourist hat gleich doppelt Glück
«Das beste Szenario ist, wenn die Person offene Atemwege hat und zusätzlich noch eine sogenannte Atemhöhle hat: einen Hohlraum vor dem Gesicht, der einen Sauerstoffvorrat darstellt. Je grösser die Atemhöhle, desto besser», erklärt der Mediziner. So war es auch bei dem Skifahrer in Norwegen.
Der Slowene hatte doppelt Glück. Nicht nur, dass er von der Lawine nicht getötet wurde, einer seiner Freunde überlebte den Lawinenabgang mehr oder weniger unverletzt und informierte die Behörden. Auch er selbst rief noch im Schnee die Polizei an.
Slowene blieb komplett unverletzt
Solche Einsätze sind für die Einsatzkräfte immer auch ein Rennen gegen die Zeit, wie Kottmann erläutert. «Nach 30 Minuten liegt die Überlebenschance nur noch bei 30 Prozent. In dieser Phase ist die Haupttodesursache Sauerstoffmangel.» Der Fachmann weiss: «Es muss alles unternommen werden, um das Opfer so schnell wie möglich zu befreien.»
Kottmann ergänzt: «In den vergangenen zehn Jahren lag die Mortalität bei von einer Lawine verschütteten Opfer in der Schweiz bei etwa 45 Prozent.» Umso erstaunlicher ist es, dass der Überlebende in Norwegen ohne Hilfe zum Rettungswagen gehen konnte, wie die norwegische Zeitung «Dagbladet» berichtete. Er hat sich mehrere Rippen gebrochen, kam ins Spital.
Lange dürfte die Freude aber nicht angehalten haben. Er und sein Kumpel hatten Glück, anders als eine Bekannte, die noch immer vermisst wird.