Auf einen Blick
- Passagier öffnet Notausgang und stürzt in Paris aus Flugzeug
- Der Mann erlitt vermutlich Panikattacke und griff Flugbegleiter an
- Flug startete mit drei Stunden Verspätung um 22.20 Uhr
- Ehemaliger Swiss-Mitarbeiter erklärt Vorgehen an Bord
Am vergangenen Freitag startete die Reise von Paris nach Spanien für die meisten Reisenden wie gewohnt. Erst Check-in, dann Boarding. Zum Take-off kam es für die Iberia-Maschine aber nicht. Stattdessen wurden die Passagiere und die Crew beinahe Zeugen einer Tragödie.
Während der Airbus A320-251N noch auf der Startbahn stand und zum Abheben bereit war, griff ein junger Mann einen der Flugbegleiter an. Anschliessend öffnete er einen der hinteren Notausgänge und stürzte sich vor den Augen seiner geschockten Mitreisenden aus dem Flugzeug in die Tiefe.
Nervöser Fluggast griff Flugbegleiter an
Wie das spanische Newsportal «Escudo Digital» schreibt, rückten binnen Minuten die ersten Rettungskräfte sowie die Polizei an. Die Passagiere an Bord mussten allesamt evakuiert werden. Einige hätten Nervenzusammenbrüche erlitten, wie das Portal schreibt.
Die befragten Passagiere konnten sich auf Nachfrage nicht erklären, wie es zu diesem Vorfall hatte kommen können. Der Mann, der den Notausgang öffnete, soll jedoch schon beim Boarding sehr aufgeregt gewesen sein. Die Besatzung habe ihn in den hinteren Teil des Flugzeuges setzen müssen und von einem Mitarbeiter bewachen lassen. Diesen griff der Mann später an.
Dank Notrutsche nicht verletzt
Wie eine Pressesprecherin der Fluggesellschaft Iberia auf Anfrage des «Mallorca Magazin» mitteilte, hat sich beim Öffnen der Tür die Notrutsche entfaltet. Dadurch habe der Passagier Glück im Unglück gehabt und den Vorfall unbeschadet überlebt.
Details darüber, wie es so weit kommen konnte, sind noch keine bekannt. Man gehe aber davon aus, dass der junge Mann eine Panikattacke erlitten hatte. Der Iberia-Flug konnte mit drei Stunden Verspätung um 22.20 Uhr doch noch starten und die Passagiere wohlbehalten nach Madrid bringen.
Ehemaliger Swiss-Mitarbeiter über Ernstfälle in der Luft
Christian Z.* (37) war neun Jahre lang Flugbegleiter bei der Schweizer Airline Swiss. Als Maître de Cabine war er nicht nur für die Passagiere an Bord, sondern auch für die restliche Crew verantwortlich.
Vorfälle wie dieser in Paris habe er zum Glück nicht oft erlebt. «So extrem auf jeden Fall nicht», sagt er. «Auf dem Rückweg von Bangkok hatten wir aber mal einen, der den ganzen Flug über an den Sitz gefesselt war», erzählt Z. Der Gast habe sich bereits auf dem Hinflug auffällig verhalten, hatte Schlaftabletten und Alkohol konsumiert und musste dann überwältigt werden.
Klare Abläufe und jährliches Training
«Es gibt jedes Jahr ein Sicherheitstraining, bei dem der Ernstfall geprobt wird», so der Ex-Swiss-Mitarbeiter. «Es gibt dann ein Codewort, woraufhin mehrere Mitarbeitende sofort zu dem betroffenen Passagier hingehen und jeder und jede eine zugewiesene Aufgabe hat. Die Person wird dann mit Kabelbinder gefesselt und muss bis zur Landung sitzen bleiben», erklärt er.
Es gebe dann nur noch Wasser für die Person, und eine Flugbegleiterin oder ein Flugbegleiter müsse in der Nähe bleiben und die Person beobachten. WC-Gänge seien nicht erlaubt. «Dann müsste man der Person halt eine Decke über den Schoss legen», so Z. Ausserdem erklärt der ehemalige Swiss-Mitarbeiter, dass so etwas wie in Paris in der Luft nicht passieren könne. «Die Türen lassen sich bei der Wahnsinnsgeschwindigkeit in der Luft gar nicht öffnen», so Z.
Flugangst und das Verhalten anderer Passagiere
Um Menschen mit Flugangst bestmöglich zu betreuen, werde nach «TLC» (Tender, Love und Care) vorgegangen, was bedeutet, dass den Leuten ruhig die Abläufe erklärt werden und auf die Personen eingegangen wird. Andere Passagiere unterstützen die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter am besten, wenn sie sich nicht einmischen, sollte es zu einem Notfall kommen.
«Die Mitarbeitenden können aber auch einzelne Passagiere ansprechen und um Unterstützung bitten», sagt er. Das könne der Fall sein, wenn ein extrem kräftiger Passagier an Bord sei und mehr Muskelkraft benötigt werde. Wer merkt, dass sein Sitznachbar oder seine Sitznachbarin Angst hat, könne ebenfalls beruhigend mit diesen sprechen, um ihnen die Angst zu nehmen.
*Name geändert