Der ehemalige russische Geheimdienstoffizier Igor Girkin (52) und Kreml-Chef Wladimir Putin (70) werden wohl keine Freunde mehr. Girkin kritisiert seit der Ukraine-Invasion das russische Militär. Und er wettert erneut gegen den Kreml.
«Was Putin tut, ist Schwachsinn», verdeutlichte Girkin laut «Focus» in dem Gespräch seine Meinung über den Kremlchef. Die russische Regierung übernehme immer noch keine Verantwortung für die Fehler im Ukraine-Krieg. Putin wälze alles auf das Verteidigungsministerium ab, so Girkin weiter, der einst Verteidigungsminister der selbsternannten Volksrepublik Donezk (DNR) war. Viele seiner Kameraden würden noch immer an der Front kämpfen und müssten dort ihr Leben lassen.
Ein Sieg über die Ukraine sei «unmöglich», trotzdem erzähle Putin, dass alles bestens verlaufe. Einen Putsch schliesse Girkin zwar aus, die jetzige russische Regierung könne diese Krise allerdings nicht handeln. Ebenfalls ins Gericht geht Girkin mit Putins Sprecher Dmitri Peskow (55). Was dieser über den Krieg sage, sei «entweder Sabotage oder unvorstellbar dumm – oder ein Zusammenspiel von beidem».
Putin will in der nächsten Woche wichtige Ankündigung machen
Der Ex-Geheimdienstmann hatte Russlands Präsidenten in der Vergangenheit mehrmals öffentlich kritisiert. Immer wieder warnte er vor einer militärischen Niederlage Moskaus.
Als militärischer Anführer der Volksrepublik Donezk befehligte Girkin den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 im Jahr 2014. Er war sowohl bei der von Moskau betriebenen Annexion der Krim als auch später bei den separatistischen Abspaltungsversuchen um ukrainischen Donbass massgeblich beteiligt.
In der kommenden Woche will Putin bei einer Sitzung des Verteidigungsministeriums laut russischen Medien eine wichtige Ankündigung machen. In der abgelaufenen Woche hatte der Kremlchef bereits bei einer Regierungssitzung gefordert, die Rüstungspläne anzupassen.
Russlands Präsident und der Krieg in der Ukraine
Als möglich gilt, dass Putin die Umstellung der eigenen Ökonomie auf eine Kriegswirtschaft weiter forciert, da die eigenen Truppen in der Ukraine weiterhin Versorgungsprobleme haben. Wegen der anhaltenden Schwierigkeiten im Krieg hat Putin das Thema zuletzt gemieden. (nad)