Hier schwebt das Supraleiter-Material über einem Magneten
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Bei Raumtemperatur:Hier schwebt das Supraleiter-Material über einem Magneten

UZH-Experte Titus Neupert ist skeptisch über Sensation aus Südkorea
«Supraleiter könnte Stromtransport ohne Verluste ermöglichen»

Wissenschaftler sollen einen Supraleiter entwickelt haben, der die Welt revolutionieren dürfte. Sind die Ergebnisse wahr, könnte dies massive Auswirkungen auf unseren Stromverbrauch haben. Blick liefert dir die wichtigsten Fragen und Antworten zum Mega-Supraleiter.
Publiziert: 28.07.2023 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2023 um 00:35 Uhr
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Wissenschaftlern aus Südkorea ist erstmals die Entwicklung eines Supraleiters gelungen, der bei Raumtemperatur und Normaldruck funktioniert.
Foto: Keystone
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Carla De-VizziRedaktorin News

Es ist eine Entdeckung, welche die Welt revolutionieren könnte. Wissenschaftlern aus Südkorea ist die Entwicklung eines Supraleiters gelungen, der erstmals bei Raumtemperatur und Normaldruck funktioniert. Das Mega-Material soll eine verlustfreie Stromübertragung ermöglichen.

Weltweit werden Supraleiter bereits seit vielen Jahren erforscht – auch in der Schweiz. 1987 erhielten Georg Bednorz (73) und Alex Müller (1927–2023) des IBM-Forschungszentrums mit Sitz in Rüschlikon ZH gar den Nobelpreis für die Entdeckung der Hochtemperatursupraleitung.

In diesem Bereich soll den Wissenschaftlern aus Südkorea nun ein massiver Fortschritt gelungen sein. Klar ist: Sind die Erkenntnisse wahr, dürfte dies unser Leben völlig verändern.

Doch was kann dieser Mega-Supraleiter überhaupt und wie sind die Ergebnisse der Studie einzuordnen? Blick konnte mit dem Supraleiter-Experten Titus Neupert (38) der Universität Zürich sprechen. Der Physikprofessor forscht seit über zehn Jahren im Bereich der Supraleiter und liefert dir die wichtigsten Antworten zum mutmasslich revolutionären Supraleiter.

Was ist ein Supraleiter überhaupt?

Bei einem Supraleiter handelt es sich dem Experten zufolge um ein Material, das bei tiefen Temperaturen – meist weit unter dem Gefrierpunkt – auf einmal den elektrischen Widerstand verliert. «Dadurch kann der Supraleiter perfekt Strom leiten», sagt Neupert zu Blick. Zudem habe der Supraleiter die Fähigkeit, Magnetfelder zu bündeln. «Diese Eigenschaften machen ihn herausragend für verschiedene technische Anwendungen.»

Handelt es sich bei der Forschung wirklich um einen Durchbruch?

Dem UZH-Experten Titus Neupert zufolge kann man das noch nicht sagen. Klar ist aber: «Wenn das, was die Wissenschaftler behaupten, stimmt, ist es definitiv ein Durchbruch. Einen Supraleiter, der bei Raumtemperatur und normalem Druck eingesetzt werden kann, hat es noch nie gegeben.»

Im Hinblick auf die Studie gäbe es aber noch viele Fragezeichen. «Die Ergebnisse sind mit viel Skepsis zu betrachten.» Der Grund: Die Forschung der Südkoreaner sei noch nicht peer-reviewed – also von Experten begutachtet worden. Viele Forscher weltweit arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Ergebnisse zu reproduzieren.

Hinzukäme, dass die Wissenschaftler der Studie für Supraleitungs-Forschung noch relativ unbekannt seien. Nichtsdestotrotz: «Die Hoffnung, dass es sich um einen grossen Durchbruch handeln könnte, besteht.»

Welche Vorteile könnte uns ein solcher Supraleiter im Alltag bieten?

«Mit einem solchen Supraleiter entstehen völlig neue Anwendungsperspektiven», so Neupert. Alle elektronischen Schaltkreise, also beispielsweise Handy und Computer, würden mit einem tieferen Stromverbrauch auskommen. Vor allem aber ermöglichen Supraleiter neue Computer-Technologien, die Quanten-Computer.

Und: «Wenn man den Supraleiter tatsächlich nutzen könnte, um grosse Stromstärken zu übertragen, könnte die Technologie auch für die Stromversorgung zum Einsatz kommen.» Der Supraleiter würde es ermöglichen, verlustlos Strom über weitere Strecken zu transportieren. «Vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien, wo man nicht immer in der Lage ist, den Strom dort zu produzieren, wo man ihn verbraucht, wäre das revolutionär», sagt Neupert.

Wie viel Strom kann durch die Technologie eingespart werden?

Das lässt sich nicht beantworten. Klar ist aber: Da der Stromfluss widerstandsfrei ermöglicht wird, können Unmengen an Energie eingespart werden. «Beziffern kann man das zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht», so Neupert.

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