Autos wurden angezündet, Geschäfte verwüstet und geplündert. Dublin erlebte eine Nacht voller Gewalt. «Das sind Szenen, die wir seit Jahrzehnten nicht gesehen haben», sagte Irlands Premierminister Leo Varadkar (44) am Freitag.
Randalierer hatten sich am Donnerstagabend Strassenschlachten mit der Polizei geliefert. Unter anderem flogen Flaschen und Feuerwerkskörper in Richtung der Beamte.
Auslöser der Proteste war ein Messerangriff vor einer Grundschule, bei dem drei Kinder und eine Frau verletzt wurden. Der Angreifer wurde noch am Tatort festgenommen, ersten Ermittlungen zufolge schlossen die Ermittler ein terroristisches Motiv aus.
«Die Polizei riet uns, weit wegzugehen»
Nach der Attacke gab es vor allem in den sozialen Medien unzählige Spekulationen über die Nationalität des Täters – daraufhin versammelten sich vor allem rechtsradikale Hooligans im Zentrum von Dublin. Die Stimmung heizte sich auf. Währenddessen sass ein Berner (26) mit seinen Freunden in einem Pub. «Wir haben was getrunken, als der Wirt zu uns kam und meinte, dass wir gehen müssen. Alle mussten raus», sagt der 26-Jährige zu Blick.
Die ganze Innenstadt wurde abgeriegelt. «Alle Bars und Geschäfte haben auf einmal dichtgemacht. Wir konnten auch nicht mehr zu unserer Unterkunft, die in der Innenstadt liegt. Die Polizei riet uns, weit wegzugehen.»
«Alles war zu und kaum Leute zu sehen»
Als sie den abgeriegelten Bereich verliessen, sahen sie schon, wie sich Vermummte in Richtung Innenstadt bewegten. Dass es eine der schlimmsten Krawallnächte für Dublin seit Jahrzehnten werden sollte, ahnten die Schweizer da noch nicht. «Wir sind dann in ein anderes Pub gegangen.»
Nach drei Stunden durften sie schliesslich wieder zu ihrer Unterkunft. «Es war gespenstisch. Alles war zu und kaum Leute zu sehen, dabei ist da sonst die Hölle los.» Am nächsten Morgen sahen sie dann die Spuren der Nacht. Kaputte Geschäfte und ausgebrannte Busse. Sogar ein Polizeiauto wurde in Brand gesteckt.
Nach Angaben von Polizeichef Drew Harris wurden 34 Menschen festgenommen. Mit dem Fortschreiten der Ermittlungen werde es noch viele weitere Festnahmen geben, sagte Harris und warnte vor neuer Gewalt.